Bewusste Ernährung
Lidl bietet weiterhin Fleischprodukte an
3.2.2023, 21:24 (CET), letztes Update: 3.2.2023, 21:30 (CET)
Eine Entscheidung des Lebensmittel-Discounters Lidl empört einige Nutzerinnen und Nutzer in den sozialen Netzwerken: «Fleisch verschwindet aus dem Sortiment», heißt es in Screenshots, die auf Facebook kursieren. Stimmt es, dass Lidl kein Fleisch mehr anbieten will?
Bewertung
Es handelt sich um die irreführende Überschrift eines Blogeintrags. Ein Lidl-Manager hat lediglich angekündigt, verstärkt auf Lebensmittel mit pflanzlichen Proteinen zu setzen. Der Anteil von Fleisch im Lidl-Sortiment wird möglicherweise sinken. Das Unternehmen betont auf Nachfrage aber, dass es weiter Fleischprodukte anbieten werde.
Fakten
Nutzerinnen und Nutzer verbreiten Screenshots einer Überschrift der Website «Report24». Sie lautet: «Deutsche Supermarktkette als woker Volkserzieher: Fleisch verschwindet aus dem Sortiment». Doch das ist ungenau formuliert - und widerspricht auch den Angaben im weiteren Text.
Dort heißt es zum Beispiel über die Änderungen bei Lidl: «Fleisch und andere tierische Erzeugnisse werden im Sortiment fortan nach und nach zunehmend durch pflanzliche Produkte ersetzt» und «Fleischprodukte werden bis dahin (Anm. d. Redaktion: bis zum Jahr 2025) zunehmend aus dem Programm genommen. Ob und wie viele tierische Produkte am Ende noch erhältlich sein werden, ist unklar.» Die pauschale Überschrift («Fleisch verschwindet») ist also gar nicht vom Inhalt des Berichts gedeckt.
Tatsächlich hat ein Lidl-Manager vor Kurzem angekündigt, dass der Discounter sein Fleischangebot reduzieren wolle. Zurück gehen die Berichte auf Äußerungen des Lidl-Chefeinkäufers auf der Grünen Woche Ende Januar in Berlin. Die «Lebensmittel Zeitung» zitiert den Manager ausführlich und schreibt zum Beispiel, ohne die Sätze eindeutig dem Manager zuzuordnen: «Klar ist aber, dass der Fleischanteil dazu deutlich sinken muss - auch im Lidl-Sortiment. Das könne sogar zu einem Wettbewerbsvorteil werden.»
Lidl begründete das Vorhaben demnach mit dem Thema Nachhaltigkeit: «Wir brauchen auf der ganzen Welt eine bewusstere Ernährung, um uns in unseren planetaren Grenzen zu ernähren», wird der Manager zitiert. Außerdem werden entsprechende Kundenwünsche und eine Nachfrage zum Beispiel nach Ersatzprodukten als Argumente genannt.
Weiter heißt es in der «Lebensmittel Zeitung» unter anderem: «Konkrete Zielzahlen nennt der Händler für das planetare Projekt noch nicht, aber eine Zeitschiene: Bis 2025 soll der Anteil pflanzlicher Proteine "kontinuierlich erhöht" werden.» Der Lidl-Manager sagte demnach aber auch: «Wir wollen selbstverständlich nicht allen Kunden ihre Ernährungsweise vorschreiben.» Stattdessen setze man auf «Motivation».
Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur schreibt Lidl: «Es wird auch weiterhin ein breites Angebot an Fleischprodukten in unseren Filialen geben, da wir unseren Kunden die Wahl lassen wollen.» Konkrete Zahlen zum Anteil dieser Produkte wollte das Unternehmen nicht nennen.
Bereits am 10. Januar hatte Lidl in einer Pressemitteilung angekündigt, bis 2025 mehr «pflanzenbasierte Proteinquellen» anzubieten. Schon ab 2023 wolle man die Anteile tierischer und pflanzlicher Proteinquellen am Sortiment ermitteln und transparent machen. Von einem gänzlichen Verzicht auf Fleisch war auch zu diesem Zeitpunkt keine Rede.
Die Themen Lebensmittel, Veganismus und Fleischersatzprodukte rufen in den sozialen Netzwerken immer wieder heftige und emotionale Reaktionen hervor. In Dresden berichtete der Inhaber eines neuen Geschäfts für Fleischersatzprodukte vor einigen Tagen gar von Morddrohungen. Zudem kursierten zuletzt vermehrt Falschbehauptungen rund um neue EU-Richtlinien zur Verarbeitung von Insekten in Lebensmitteln.
(Stand: 3.2.2023)
Links
Bericht der «Lebensmittel Zeitung» (30.1.2023, Bezahlschranke) (archiviert)
Lidl-Pressemitteilung (10.1.2023) (archiviert)
MDR-Bericht über Drohungen gegen «vegane Fleischerei» (28.1.2023) (archiviert)
dpa-Faktencheck zu Insekten im Essen (24.1.2023)
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