SPD-Politiker und Sportler

Keine Belege für ein Verwandtschaftsverhältnis zwischen Boris und Oscar Pistorius

20.1.2023, 15:21 (CET), letztes Update: 20.1.2023, 16:51 (CET)

Der neue Bundesverteidigungsminister ist gerade einen Tag im Amt, da machen schon Falschinformationen im Netz die Runde. Doch User könnten dabei dem Text einer Satire-Seite aufgesessen sein.

Kaltstart für Boris Pistorius (SPD): Einen Tag nach seiner Vereidigung trifft sich der neue Bundesverteidigungsminister auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein mit Verbündeten, um über weitere Unterstützung für die Ukraine zu beraten. Während Pistorius in Rheinland-Pfalz über eine mögliche Lieferung von Kampfpanzern diskutiert, machen im Netz Falschinformationen über den neuen Minister die Runde. Bei Telegram verbreiten User die Behauptung, der ehemalige südafrikanische Profi-Sprinter und verurteilte Mörder Oscar Pistorius sei ein Familienmitglied des aus Osnabrück stammenden Ministers.

Bewertung

Dass Namensvetter Oscar Pistorius der Bruder von Boris Pistorius sei, ist eine erfundene Geschichte. Belege für eine Verwandtschaft gibt es nicht. Die Behauptung geht möglicherweise auf einen Bericht der Satire-Seite «Der Postillon» zurück.

Fakten

Medienberichte, dass Oscar Pistorius mit Boris Pistorius verwandt ist, lassen sich nicht finden. Bekannt ist, dass der ehemalige niedersächsische Innenminister zwei Brüder hat, darunter ist jedoch kein Oscar. Sein älterer Bruder Harald Pistorius arbeitete lange Zeit als Sportredakteur für die «Neue Osnabrücker Zeitung» (NOZ). Er ist 1956 geboren, der südafrikanische Sprinter 1984. Pistorius' Mutter hätte also 28 Jahre nach der Geburt ihres Sohnes Harald noch einmal ein Kind bekommen müssen.

In einer Todesanzeige von Boris Pistorius' Mutter in der "Neuen Osnabrücker Zeitung", die der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vorliegt, steht außerdem der Name des dritten Bruders - er lautet nicht Oscar. Um seine Persönlichkeitsrechte zu wahren, werden die Anzeige und der Name hier nicht veröffentlicht.

«Der Postillon» hat sich am 17. Januar 2023 in einem Artikel mit Boris Pistorius beschäftigt, nachdem bekannt geworden war, dass der SPD-Politiker das Amt des Verteidigungsministers übernehmen soll. Unter dem Titel «9 erstaunliche Dinge, die Sie noch nicht über Boris Pistorius wussten» stellte die Satire-Seite ein paar angebliche «Fakten» zusammen. Im Bereich FAQ der Seite heißt es jedoch: «Alles, was im Postillon steht, ist Satire und somit dreist zusammengelogen.»

In dem nicht ernst gemeinten Beitrag schreibt die Seite: «Sein Bruder Oscar ist ein verurteilter Mörder und ehemaliger Profi-Sprinter mit mehreren Weltrekorden bei den Paralympischen Spielen.» Darüber würde der neue Minister aber nicht so gerne sprechen. Ein anderer Aspekt des Artikels: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hätte ihn als Minister ausgewählt, weil sein Name ein bisschen wie «Pistole» klingt.

Frühere dpa-Faktenchecks zeigen: «Postillon»-Artikel sorgen immer wieder für Verwirrung im Internet. Es ist gut möglich, dass Facebook-Nutzer dem erfundenen Satire-Beitrag aufgesessen sind und dieser Grundlage für ihre Behauptung ist.

Die Besetzung des Verteidigungsministeramtes war unterdessen auch im Netz ein Thema. So amüsierten sich bei Twitter einige Nutzer über die Ähnlichkeit zwischen Boris Pistorius (SPD) und dem früheren CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet. «Hat man den neuen #Verteidigungsminister Boris Pistorius und Armin Laschet schon einmal gemeinsam in einem Raum gesehen?», twitterte ein User scherzhaft. Auch ein anderer Nutzer schrieb dazu: «Der designierte #Verteidigungsminister Boris Pistorius ist NICHT verwandt mit Oscar Pistorius. Allerdings kann eine Verwandtschaft mit Armin Laschet zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden.»

(Stand: 20.1.2023)

Links

dpa-Bericht über Ramstein-Treffen mit Pistorius (archiviert)

«Der Postillon»-Artikel zur Boris Pistorius (archiviert)

«Der Postillon»-FAQ (archiviert)

FAZ-Bericht aus 2022 über Oscar Pistorius (archiviert)

dpa-Faktencheck zu Mastodon-Übernahme durch Elon Musk

dpa-Faktencheck zu angeblichen «Unfallverbotsschild»

Landtag Niedersachsen über Boris Pistorius (archiviert)

Interview mit Sportjournalist Harald Pistorius (archiviert)

Stuttgarter Zeitung über Twitter-Reaktionen zum neuen Verteidigungsminister (archiviert)

Tweet 1 (archiviert)

Tweet 2 (archiviert)

Telegram-Post (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.