Hätte Rahmen gesprengt

Biden blieb Papst-Trauerfeier aus eigenem Entschluss fern

11.01.2023, 14:24 (CET)

Vor Unwahrheiten sind nicht einmal Tote sicher - auch der Papst nicht. So wurde eine logistische Entscheidung zum vermeintlichen Affront.

Er ist erst der zweite katholische Präsident in fast 250 Jahren Geschichte der USA - und doch soll ausgerechnet Joe Biden nicht zum Requiem für den kürzlich verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. eingeladen worden sein. So jedenfalls derzeit im Netz zu lesen. Was steckt hinter dem Fernbleiben des Präsidenten?

Bewertung

Weder Benedikt XVI. noch der Vatikan haben Joe Biden verboten, an der Trauerfeier teilzunehmen. Es wurde lediglich darauf hingewiesen, dass der Verstorbene sich zu Lebzeiten einen schlichten Rahmen gewünscht hat. Nur Deutschland und Italien waren offiziell eingeladen.

Fakten

Unter anderem auf Facebook wird ein Screenshot geteilt, dem zu entnehmen ist, dass Papst Benedikt dem «Katholiken» Biden verboten hätte, an seiner Beerdigung teilzunehmen. Vorlage für den Post ist ein Artikel des US-amerikanischen Online-Magazins Newspunch, das seit Jahren Falschmeldungen verbreitet.

Mit verantwortlich für die Spekulationen sind unter anderem Bemerkungen von Joe Biden gegenüber einem Reporter. Gefragt nach dem Grund seines Fernbleibens, antwortet der Präsident, es bräuchte für sein Erscheinen eine Entourage an Personen. Das würde «alles in eine falsche Richtung bewegen» und sie «wären nur im Weg».

Bereits am Vortag war im Zuge des täglichen Presse-Briefings im Weißen Haus die Frage nach einer offiziellen Delegation der USA zur Trauerfeier für Benedikt XVI. aufgekommen. Daraufhin antwortete die Pressesprecherin des Weißen Hauses Karine Jean-Pierre, dass der US-Botschafter beim Heiligen Stuhl Joe Donnelly die Vereinigten Staaten auf der Beerdigung vertreten werde, wie es der Wunsch des verstorbenen Papstes und des Vatikans gewesen sei.

Diese Aussage wurde stellenweise so ausgelegt, dass Präsident Biden explizit nicht erwünscht gewesen wäre. Im Gegenteil entsprachen die USA damit aber nur der Bitte des in Deutschland geborenen, emeritierten Kirchenoberhaupts, die Totenmesse einfach zu halten. Wie der Vatikan bekannt gab, waren nur Deutschland und Italien mit offiziellen Delegationen vertreten.

Benedikt XVI. verstarb am 31. Dezember 2022 im Alter von 95 Jahren, am 5. Januar 2023 fand im Vatikan das Requiem statt. Staats- und Regierungsoberhäupter anderer Länder hatten ihre Teilnahme angekündigt, waren jedoch nicht formal eingeladen.

(Stand: 10.1.2023)

Links

Archivierter Screenshot

Archivierter Artikel des Online-Magazins Newspunch

Aussagen von Joe Biden veröffentlicht durch das Weiße Haus (archiviert)

Tägliches Presse-Briefing des Weißen Hauses vom 03.01.2023 (archiviert)

Artikel bei Vatican News zur Totenmesse (archiviert)

Pressemitteilung des Vatikan zur Aufbahrung Benedikt XVI. (archiviert)

Artikel bei Vatican News zu Trauergästen (archiviert)

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