WEF
Angebliche Aufforderung zum Töten von Haustieren ist erfunden
23.12.2022, 17:13 (CET)
Regelmäßig tauchen in den sozialen Netzwerken Fehlinformationen über das Weltwirtschaftsforum (WEF) auf. Nun soll die Organisation angeblich gefordert haben, Millionen Hunde und Katzen weltweit zu töten. Ziel sei es, den CO2-Fußabdruck des Fleischkonsums der Tiere zu verringern und so dem Klimawandel entgegenzuwirken, heißt es dort, teils unter Verweis auf die amerikanischen Seite Newspunch.
Bewertung
Das Weltwirtschaftsforum hat auf dpa-Anfrage die vermeintliche Forderung zurückgewiesen. Es gibt auch keine Belege dafür, dass das WEF das Schlachten von Tausenden von Haustieren befürworten würde. Die für Falschnachrichten bekannte Seite Newspunch zieht aus einem CNN-Artikel falsche Schlüsse.
Fakten
Die amerikanische Seite Newspunch hat am 9. Dezember 2022 einen Text über die angebliche WEF-Forderung veröffentlicht. Newspunch ist bereits in der Vergangenheit mit falschen Behauptungen aufgefallen. Auch die Deutsche Presse-Agentur hat schon mit anderen Beiträgen der Seite in Faktenchecks befasst.
In einem früheren Newspunch-Artikel aus dem November hieß es noch, die Forderung zum Schlachten von Haustieren um das Klima zu schützen, stamme von Klimaaktivisten. Die Behauptung stellte sich ebenfalls als falsch heraus, sie wurde von US-Medien wie PolitiFact und USA Today überprüft.
CNN-Bericht thematisierte Studie über Haustiere und Klimawandel
Neben dem Weltwirtschaftsforum wirft Newspunch in dem Text außerdem CNN vor, im Kampf gegen die Erderwärmung Tausende Haustiere schlachten zu wollen. Als vermeintlicher Beweis wird ein Artikel des amerikanischen Senders aufgeführt, der verzerrt widergegeben wird und das WEF nicht einmal erwähnt.
Der im September 2022 veröffentlichte CNN-Artikel diskutiert eine Studie aus dem Jahr 2017. Diese ergab, dass Haustiere aufgrund ihrer überwiegend fleischbasierten Ernährung auch einen sogenannten CO2-Fußabdruck haben, die Haltung von Haustieren also zum menschengemachten Klimawandel beiträgt. Die Studie zeigt Möglichkeiten auf, diese Auswirkungen zu minimieren, befürwortet jedoch niemals die Tötung dieser Tiere. Der Autor der Studie stellte auch bei USA Today klar, dass eine solche Forderung keineswegs das Ergebnis seiner Forschung sei.
Weltwirtschaftsforum weist Vorwürfe zurück
Es gibt auch keine Hinweise darauf, dass das Weltwirtschaftsforum eine solche Forderung je ausgesprochen hat. Auf dpa-Anfrage erklärte der WEF-Pressedienst, die Behauptungen von Newspunch seien falsch. Auch eine Suche auf der Webseite der Organisation, die vor allem für ihr jährliches Treffen in Davos bekannt ist, liefert keine Hinweise auf einen solchen Vorschlag.
Es gibt zwar mehrere WEF-Veröffentlichungen über Haustiere. Allerdings wird dort nirgends die Tötung der Tiere gefordert. So thematisiert die Organisation zum Beispiel nachhaltigere Tiernahrung aus Insekten, deren Herstellung weniger umweltbelastend ist, sowie den positiven Einfluss von Haustieren auf die psychische Gesundheit des Menschen.
Auch angeblicher Tweet in Video-Vorschau ist nicht echt
In dem Newspunch-Text ist ein Video eingebettet. Das Vorschaubild zeigt dabei einen angeblichen Tweet des Weltwirtschaftsforums. Demnach soll das WEF getwittert haben, dass eine Abschaffung der Haustierhaltung zur Bekämpfung der globalen Erwärmung beitragen würde. Das WEF versicherte jedoch der Nachrichtenagentur Reuters, dass es sich bei dem vermeintlichen Tweet um eine Fälschung handele. Der angebliche Tweet lässt sich weder über eine Suche auf Twitter noch über Google finden.
(Stand: 23.12.2022)
Links
Über das Weltwirschaftsforum (WEF) (archiviert)
Poynter-Institut über Newspunch (archiviert)
dpa-Faktencheck über erfundene Zitate von Mel Gibson
Blogbeitrag aus dem November (archiviert)
Faktencheck von PolitiFact (archiviert)
Faktencheck von USA Today (archiviert)
CNN-Bericht über Haustier-Studie zum Klimawandel (archiviert)
Über das jährliche WEF-Treffen in Davos (archiviert)
Suche auf WEF-Webseite (archiviert)
WEF-Beiträge mit Haustier-Bezug hier und hier (archiviert hier und hier)
Reuters Faktencheck (archiviert)
dpa-Faktencheck über Anti-Demokratie-Forderung
dpa-Faktencheck über erfundene WEF-Empfehlung zu Chip-Implantaten
Über dpa-Faktenchecks
Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.
Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.
Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.
Schon gewusst?
Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.