Video zeigt Feier zum Unabhängigkeitstag im September

Seit Ende Oktober steht fest, dass es in Brasilien einen Machtwechsel geben wird: Der rechte Amtsinhaber Jair Bolsonaro muss als Präsident abtreten, zum Nachfolger haben die Menschen im größten Land Lateinamerikas den linken Ex-Präsidenten Luiz Inácio Lula gewählt. Viele Anhänger Bolsonaros glauben an Wahlbetrug und wollen sich nicht mit dem Ergebnis abfinden. Ein Video soll Massenproteste auch Wochen nach der Wahl belegen. Es zeigt viele Tausend Menschen eng gedrängt, die im Chor sprechen, dazu die Kulisse der Copacabana mit Palmen und Meer - und ist deutlich älter als das Wahlergebnis.

Bewertung

Das Video zeigt keine Proteste gegen das Wahlergebnis vom 30. Oktober. Es wurde am 7. September aufgenommen, dem brasilianischen Unabhängigkeitstag.

Fakten

Was auf dem Video zu sehen ist, lässt sich per Bilder-Rückwärtssuche herausfinden. Das Suchmaschinen-Tool Google Lens führt zu Videos und Bildern, die schon auf den ersten Blick sehr ähnlich aussehen wie das angebliche Protestvideo. Schaut man sich etwa ein Video der Online-Zeitung Podor360 an, so erkennt man die Kräne wieder, von denen riesige Brasilien-Flaggen hängen.

Das Video trägt den Titel «Schauen Sie die Bilder des Festakts vom 7. September an der Copacabana an». Brasilien feierte an diesem Tag seine 200-jährige Unabhängigkeit von Portugal. Dass das Video wirklich am berühmtesten Strand des Landes aufgenommen wurde, ist unter anderem anhand der Gebäude zu erkennen.

Sucht man bei Google nach Videos vom 7. September, so findet man schnell auch das Video, das angeblich aktuelle Proteste zeigen soll. Es wurde von der Zeitung «Jornal da Cidade» auf Youtube unter dem Titel «Eine Million Stimmen beten das Vaterunser» veröffentlicht.

Obwohl das Video aus der Zeit vor der Wahl stammt und daher keinen Protest gegen das Ergebnis zeigen kann, waren die Feiern zum Unabhängigkeitstag so kurz vor dem Abstimmung politisch aufgeladen - Präsident Bolsonaro nutzte unter anderem die Copacabana als Kulisse für den Wahlkampf.

(Stand: 21.12.2022)