Covid-Forschung

Verhindert Vitamin D Corona-Tote? Zusammenhang nicht belegt

22.12.2022, 10:26 (CET), letztes Update: 22.12.2022, 10:40 (CET)

Man hätte nur Vitamin-D-Tabletten verteilen müssen, dann würden viel weniger Menschen an Corona gestorben sein? Ganz so einfach, wie es manchmal dargestellt wird, ist es nicht.

Seit Beginn der Corona-Pandemie kommt das Thema Vitamin-D-Mangel bei Erkrankten immer wieder auf. Nun wird behauptet, dass neun von zehn Corona-Toten mit einer Vitamin-D-Supplementierung, also einer zusätzlichen Gabe von Vitamin D, hätten gerettet werden können. Diese Aussage soll vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) kommen. Stimmt das so?

Bewertung

Diese Aussage wurde in dieser Absolutheit nicht vom Deutschen Krebsforschungszentrum getroffen. Forschende des DKFZ haben sich im Zusammenhang mit einer Beobachtungsstudie geäußert, die sich mit einem Vitamin-D-Mangel bei Corona-Erkrankten beschäftigt hat. Sie halten die Hinweise für stark - verweisen aber selbst darauf, dass nur sogenannte randomisierte, experimentelle Studien abschließend beweisen könnten, dass eine zusätzliche Gabe von Vitamin D Corona-Todesfälle verhindern kann.

Fakten

Im September 2020 hatte die Universitätsklinik Heidelberg eine Beobachtungsstudie mit 185 Corona-Erkrankten, die dort behandelt worden waren, veröffentlicht. Die Beobachtung ergab, dass Menschen mit Vitamin-D-Mangel ein höheres Risiko hatten, schwer zu erkranken und zu sterben. Zwei Forschende des DKFZ haben in einem Kommentar auf diese Studie reagiert.

Die beiden schrieben basierend auf den Ergebnissen der Studie: «Umgerechnet auf den Anteil der Todesfälle in der Bevölkerung, der statistisch auf Vitamin-D-Insuffizienz zurückzuführen ist (...), bedeuten diese Ergebnisse, dass 87 Prozent der COVID-19-Todesfälle statistisch auf Vitamin-D-Insuffizienz zurückgeführt werden können und durch die Beseitigung der Vitamin-D-Insuffizienz möglicherweise vermieden werden könnten.»

Schon diese Aussage ist weniger absolut, als sie teilweise online wiedergegeben wird. Abschließende Beweise dafür, dass zusätzliches Vitamin D Corona-Todesfälle verhindern könnte, müssten über randomisierte, experimentelle Studien erbracht werden, schreiben sie - sprechen sich aber angesichts der Datenlage dafür aus, mit der Gabe von Vitamin D nicht auf diese abschließenden Beweise zu warten.

Auch die Autorinnen und Autoren der Heidelberger Studie selbst wiesen in einer Antwort auf den Kommentar auf die Grenzen ihrer Beobachtungen hin. Es gebe durchaus auch Studien, die keine Verbindung zwischen einem schlechten Vitamin-D-Status und einer Covid-19-Mortalität fänden. Die relativ kleine Fallzahl in der Beobachtungsstudie könne dazu führen, dass andere Variablen eine Rolle spielten, die nicht einbezogen worden seien. Aufgrund der aktuellen Studienlage könne «nicht auf einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem VitD-Status und dem Schweregrad/Ergebnis von COVID-19 geschlossen werden».

Vitamin-D-Mangel bei anderen Erkrankungen

Das Robert-Koch-Institut (RKI) schreibt mit Stand Anfang 2019, dass Vitamin-D-Mangel vor allem Auswirkungen auf die Knochengesundheit haben kann. «In den vergangenen Jahren wurden darüber hinaus Zusammenhänge zwischen der Vitamin-D-Versorgung und nicht-skelettalen Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus Typ 2 sowie kardiovaskulären oder Krebskrankheiten in Beobachtungsstudien gefunden», heißt es dort. Bislang gebe es jedoch keine Beweise für ursächliche Beziehungen.

(Stand: 21.12.2022)

Links

Studie zu Vitamin-D-Mangel bei Corona-Patienten (archiviert)

Kommentar der DKFZ-Forschenden (archiviert)

Reaktion der Studien-Autoren zum Kommentar (archiviert)

RKI zu Vitamin-D-Mangel und dessen Auswirkungen (archiviert)

Facebook-Post (Post und Video archiviert)

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