Grafik fehlinterpretiert

Erderwärmung hängt mit CO2-Anstieg zusammen

30.11.2022, 17:12 (CET)

Eis und Hitze – das Klima auf der Erde hat sich immer wieder verändert. Doch die Erwärmung der vergangenen Jahrzehnte weicht auffällig von den natürlichen Temperaturschwankungen ab.

Es ist wissenschaftlich anerkannt, dass der heutige Klimawandel durch den Menschen verursacht wurde. Dennoch wird das immer wieder angezweifelt: Auf Facebook wird aktuell behauptet, dass sich das Klima zu jeder Zeit verändert habe und dabei immer zuerst die Temperatur und danach die Menge an Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre. Lässt sich das aus den Daten der Klimaforschung ablesen?

Bewertung

Die abgebildete Grafik zeigt keinen Zusammenhang zwischen Temperaturen und CO2-Gehalt in der Atmosphäre. Dieser existiert aber: Die Erderwärmung ist von vielen Faktoren abhängig – Kohlendioxid ist einer davon. Die natürlichen klimatischen Veränderungen der Erdgeschichte sagen zudem nichts über den heutigen Klimawandel aus.

Fakten

Der Facebook-Post ist mit einer Grafik versehen. Dort sind auf einer Zeitachse Temperaturangaben aus der Forschung zur Plattentektonik und Daten aus Untersuchungen zum CO2-Gehalt für die vergangenen 600 Millionen Jahre eingezeichnet.

Allerdings ist der Abbildung weder die angesprochene zeitliche Abfolge noch überhaupt ein Zusammenhang zwischen globalen Temperaturen und Kohlendioxid-Menge zu entnehmen. Die Grafik wird seit Jahrzehnten in verschiedenen Fassungen verbreitet, oft zusammen mit der Falschbehauptung, dass Kohlendioxid nicht zum Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen führt.

Einfluss von Kohlendioxid auf das Klima

Es ist zwar richtig, dass die klimatischen Bedingungen auf der Erde nie konstant waren und auf vielen Wechselwirkungen beruhen - zum Beispiel auf Vulkanaktivitäten oder der Umlaufbahn der Erde um die Sonne. Diese Veränderungen erfolgen jedoch über einen wesentlich längeren Zeitraum hinweg als die Erderwärmung, die seit Beginn der Industrialisierung zu beobachten ist.

Auch korrekt ist, dass in einzelnen Phasen der Klimageschichte der CO2-Anstieg zeitverzögert zur Erderwärmung erfolgte. Das ist darauf zurückzuführen, dass sich in diesen Phasen im Übergang von einer Eis- zur Warmzeit die Entfernung der Erde zur Sonne verringerte. Aufgrund der darauffolgenden Erwärmung der Erdoberfläche entwich verstärkt Kohlendioxid aus den Ozeanen, die das Gas absorbieren können. Dieses sogenannte Ausgasen der Meere führte zu einer noch stärkeren Erwärmung.

Der anthropogene Klimawandel

Und diese Art «Verstärkungseffekt» liefert heute der Mensch durch das Verbrennen fossiler Energieträger: Das Freisetzen der alten CO2-Speicher unseres Planeten erhitzt zunehmend die Atmosphäre, was wiederum die natürlichen Speicherkapazitäten verändert. Derzeit liegt die Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre bei über 400 ppm (parts per million). Dieser Wert war laut Weltorganisation für Meteorologie (WMO) zuletzt vor etwa drei bis fünf Millionen Jahren so hoch.

Um den anthropogenen – vom Mensch verursachten – Klimawandel zu bestreiten, werden häufig solche sogenannten paläoklimatischen Daten herangezogen. Dabei zeigt eine Betrachtung dieser Ereignisse bestenfalls, wie sensibel das System auf Veränderungen reagiert.

(Stand: 28.11.2022)

Links

Deutsches Klimakonsortium zum Klimawandel (archiviert)

Sharepic mit Behauptung (archiviert)

Originales Temperatur-Diagramm (archiviert)

Aufsatz zum CO2-Niveau im Phanerozoikum (archiviert)

Anpassungen der Grafik (archiviert)

Faktoren für frühere Klimawandel (archiviert)

Belege für anthropogene Klimaveränderungen (archiviert)

CO2-Konzentration seit der Industrialisierung (archiviert)

Zusammenhang CO2-Anstieg und Erderwärmung (archiviert)

Ozeane als CO2-Senke (archiviert)

Umweltbundesamt zu CO-Emissionen (archiviert)

Bericht von World Ocean Review über Folgen von CO2 (archiviert)

Aktuelle CO2-Konzentration laut Wetterbehörde NOAA (archiviert)

WMO zu CO2-Konzentration (archiviert)

dpa-Faktencheck zu paläoklimatischen Daten

dpa-Faktencheck zu natürlichen Klima-Faktoren

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