Italien-Wahl kein Auslöser

Video von heruntergerissener EU-Flagge stammt von 2013

13.10.2022, 16:14 (CEST)

Im Zuge der jüngsten Wahl in Italien sollen Demonstranten die EU-Flagge heruntergerissen haben. Doch das Video, das die Aktion in Rom angeblich zeigt, steht in einem ganz anderen Zusammenhang.

Bei den Wahlen in Italien Ende September wurde die von Giorgia Meloni geführte postfaschistische Partei Fratelli d'Italia klare Nummer eins. In sozialen Medien wurde daraufhin ein Video (archiviert) davon geteilt, wie die Europa-Flagge vom Gebäude der EU-Kommission in Rom gerissen und in die tobende Menge geworfen wird. Dabei wird häufig der Anschein erweckt, dies sei eine Reaktion auf die Drohungen von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die im Vorfeld der Wahl eine warnende Botschaft an die Politik in Italien gesendet hatte.

Bewertung

Der Clip stammt aus dem Jahr 2013. Er steht in keinerlei Zusammenhang zu den jüngsten Wahlen in Italien.

Fakten

Die Aufnahme ist Jahre vor der Wahl in Italien am 25. September 2022 entstanden. Ein Video mit derselben Szene ist mindestens seit 15. Dezember 2013 online zu finden. Der vollständige Clip zeigt eine Aktion der neofaschistischen Partei Casapound Italia vom Tag zuvor und die anschließende Auseinandersetzung mit der Polizei vor der Repräsentanz der EU-Kommission in Rom. Das Filmmaterial findet sich zudem nach wie vor auf dem Youtube-Kanal der Gruppe, die etwa den ehemaligen italienischen Diktator Benito Mussolini verehrt.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters und mehrerer italienischer Medien werden seinerzeit zehn rechtsextreme Aktivisten, darunter der damalige Casapound-Vizepräsident Simone di Stefano, festgenommen und des Diebstahls, des Widerstands gegen die Staatsgewalt und des nicht genehmigten Protests angeklagt. Casapound ist inzwischen keine Partei mehr, existiert aber als rechtsextreme Organisation weiter.

Vor dem Wahlsieg der postfaschistischen Partei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) unter Giorgia Meloni im September 2022 richtete EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen deutliche Worte in Richtung Italien. Sie warnte, dass die EU die «Instrumente» hätte mit Italien umzugehen, falls sich die Dinge in eine «schwierige Richtung» bewegen würden. Meloni steht der EU kritisch gegenüber.

Als Reaktion auf von der Leyens Worte sprach der rechte Politiker und Meloni-Verbündete Matteo Salvini etwa von einer Bedrohung und «unverhohlener Arroganz».

(Stand: 13.10.2022)

Links

Youtube-Video des Vorfalls vom 14.12.2013 (archiviert, Video archiviert)

YouTube-Video von rechtsextremer Organisation von dem Vorfall (archiviert)

dpa-Artikel über Wahl in Italien via «sueddeutsche.de» (archiviert)

«Guardian»-Artikel über Gruppe Casapound (archiviert)

Artikel von Reuters (archiviert)

Artikel der «Repubblica» (archiviert)

Artikel von «Roma Today» (archiviert)

Von der Leyen unter anderem über Italien (archiviert)

Zu Melonis EU-Rhetorik (archiviert)

«Süddeutsche Zeitung» über Meloni und die EU (archiviert)

Reaktion Matteo Salvini (archiviert)

Ort der Protestaktion 2013 (archiviert)

Facebook-Post mit Falschbehauptung (archiviert, Video archiviert)

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