Name Behörden nicht bekannt
Geschichte über tödlichen Insektenstich und Nordstream-Ermittler frei erfunden
11.10.2022, 18:36 (CEST)
Offene Fragen rund um die Explosionen an den Gas-Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 sind in den sozialen Netzwerken Anlass für Spekulationen - und Verschwörungstheorien. Dabei geht es nicht nur um die möglichen Drahtzieher hinter der mutmaßlichen Sabotage. Aktuell verbreiten Facebook-Nutzer die Behauptung, dass angeblich ein «Erik Ollsen» gestorben sei. Es soll sich um den vermeintlich leitenden Ermittler beziehungsweise Staatsanwalt im Fall der Pipeline-Lecks handeln. Der Mann sei an einem «Bienenstich» gestorben, heißt es in diversen Posts. Teilweise wird der Name in abgewandelter Form geschrieben.
Bewertung
Die Behauptung ist falsch und die Geschichte wurde offenbar erfunden: Auf dpa-Nachfrage erklärten die zuständigen Behörden in Dänemark und Schweden, dass es keinen «Erik Ollson» oder einen Mann mit ähnlichem Namen gibt, der in die aktuellen Ermittlungen rund um die Explosionen an der Nordstream-Pipeline beteiligt ist. Der leitende Staatsanwalt in Schweden zu dem Fall heißt Mats Ljungqvist.
Fakten
In einigen Posts wird neben der Behauptung ein Screenshot eines niederländischen Tweets geteilt. Der Original-Tweet ist jedoch mittlerweile gelöscht worden, nachdem es offenbar Kritik gegeben hatte. So schreibt der Twitter-User selbst in einem anderen Beitrag, dass er seinen vorherigen Tweet über Herrn Ollson gelöscht habe, «da nicht bewiesen wurde, dass er bereits für die Ermittlungen verantwortlich ist».
Der Nutzer verweist dabei im Thread auf seine Quelle, von der er die Information über die angebliche «Ollson»-Geschichte habe: Der angegebene Link führt zu einem Beitrag im sozialen Netzwerk «VK» - dem russischen Facebook-Pendant. In dem in französischer Sprache verfassten Post steht die Behauptung in ähnlicher Form. Dazu ist das Foto eines Mannes im Anzug zu sehen, der mit einer Mappe in der Hand vor einem Mikrofon steht. Es wird der Eindruck vermittelt, dass es sich bei dem Mann um jenen «Erik Ollson» handelt, der gestorben sein soll.
Mithilfe einer Bilderrückwärtssuche wird jedoch schnell klar, wer der Mann auf dem Bild ist: Das Foto zeigt Zsolt Borkai, den ehemaligen Bürgermeister der ungarischen Stadt Győr, und findet sich unter anderem in einem «Hungary Today»-Beitrag. Es zeigt also keinen Ermittler im Fall der Pipeline-Lecks.
Gibt es einen «Erik Ollson» bei den zuständigen Behörden?
Die Lecks an den Pipelines befinden sich in der Nähe der Ostsee-Insel Bornholm, teils in dänischen, teils in schwedischen Hoheitsgewässern. Auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) teilt ein Sprecher der schwedischen Staatsanwaltschaft mit, dass es keinen «Erik Ollson» gibt, der in diesem Fall beteiligt ist. Es handele sich um Falschnachrichten. «Der leitende Staatsanwalt heißt Mats Ljungqvist», so der Sprecher. Der Staatsanwalt von der National Security Unit hatte die Ermittlungen Ende September übernommen, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht.
Auch auf dänischer Seite ist der zuständigen Behörde der Name «Erik Ollson» unbekannt. Die dänische Generalstaatsanwaltschaft verweist auf Nachfrage an die Polizei Kopenhagen als ermittelnde Behörde. Eine Sprecherin antwortete auf dpa-Anfrage, dass es bei der Polizei Kopenhagen keinen Mitarbeiter gäbe, der «Erik Ollson» heißt oder einen ähnlichen Namen besitzt.
(Stand: 11.10.2022)
Links
Tweet über gelöschten Tweet (archiviert)
Tweet mit Quellenangabe (archiviert)
Google-Bilder von Zsolt Borkai (archiviert)
Beitrag über Zsolt Borkai bei «Hungary Today» (archiviert)
Pressemitteilung der schwedischen Staatsanwaltschaft zu Ermittlungen (archiviert)
Über dpa-Faktenchecks
Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.
Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.
Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.
Schon gewusst?
Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.