Covid-Impfung

Vermeintliches Urteil des Obersten Gerichtshofs in den USA existiert nicht

29.09.2022, 12:01 (CEST)

Eine neuer, angepasster Impf-Booster ist verfügbar und mit ihm tauchen alte Impf-Mythen wieder auf: Ein vermeintlich alarmierendes Urteil in den USA ist eine reine Erfindung.

In Deutschland haben die Impfungen mit dem auf die Omikron-Variante angepassten Covid-Impfstoff begonnen. Doch in sozialen Medien verbreitet sich, der Oberste Gerichtshof in den USA habe geurteilt, dass es sich bei den Covid-Impfstoffen nicht um Impfstoffe handeln würde. «Kaum jemand hat bemerkt, dass Robert F. Kennedy Jr. den Prozess gegen alle Pharmalobbyisten gewonnen hat. Covid-Impfstoffe sind keine Impfstoffe. In seinem Urteil bestätigt der Oberste Gerichtshof, dass die durch die Covid mRNA-Gentherapien verursachten Schäden irreparabel sind», heißt es etwa auf Facebook. Stimmt das?

Bewertung

Falsch. In der Datenbank des Obersten Gerichtshofs in den USA ist ein solches Urteil nicht zu finden. Das Gericht hat es nicht gefällt. Auch Robert F. Kennedy Jr. dementiert, an dem erfundenen Urteil beteiligt zu sein.

Fakten

Auf der Website des Obersten Gerichtshofs findet sich keine Spur von einem derartigen Urteil zur Sicherheit der Covid-Impfstoffe. Bei der Suche mit entsprechenden Schlüsselwörtern werden keine Ergebnisse angezeigt.

Auch die Suche nach dem Namen von Robert F. Kennedy Jr., der hinter der sogenannten Klage vermutet wird, liefert kein passendes Ergebnis. Zu finden ist der Name «Robert Kennedy Jr.» nur in einer Petition aus dem Jahr 2004 und «Robert Kennedy» in einer aus dem Jahr 2010, lange vor dem Auftreten von Covid-19. Beide Anträge wurden abgelehnt.

Kennedy Jr. hatte selbst gegenüber amerikanischen Faktenprüfern bestätigt, dass es sich um eine Falschmeldung handle, zum Beispiel hier und hier.

Der Neffe des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy ist ein prominentes Gesicht der Anti-Impf-Bewegung in den USA. Bekannt ist er vor allem über seine Organisation «Children's Health Defense». Die ist in der Vergangenheit unter dem Namen «World Mercury Project» durch Kampagnen gegen das Impfen etwa über Facebook aufgefallen. Über eine seiner Behauptungen hat die dpa im Mai 2020 bereits einen Faktencheck veröffentlicht.

In Europa wird die Sicherheit der Corona-Impfungen unter anderem von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) überwacht. Zu allen Impfstoffen veröffentlicht sie regelmäßig Sicherheitsberichte. In dem aktuellen Bericht bestätigt die EMA, dass die Vorteile der Impfungen die Risiken von Nebenwirkungen bei weitem überwiegen.

(Stand: 28.09.2022)

Links

Oberstes Gericht durchsuchen

Petition 2004 (archiviert)

Petition 2010 (archiviert)

Kennedys Dementi im USA Today Faktencheck (archiviert)

Kennedys Dementi im AP-Faktencheck (archiviert)

Artikel zu Anti-Impf-Kampagnen auf Facebook (archiviert)

dpa-Faktencheck «Kein Beleg für Zusammenhang von Impfungen und Autismus» (7. Mai 2020) (archiviert)

Facebook-Beitrag mit der Behauptung (archiviert)

EMA-Sicherheitsbericht vom 8.9.2022 (archiviert)

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