Bild manipuliert

«Stern» zeigte italienische Parteichefin Georgia Meloni auf dem Cover

27.09.2022, 14:20 (CEST)

Noch ist unklar, welche Folgen der Wahlsieg des rechten Bündnisses in Italien für die EU hat. Klar ist aber: Zu diesem Thema hat der «Stern» nicht Ursula von Leyen auf dem Cover gezeigt.

Das Bündnis um die rechtsradikalen Fratelli d'Italia und ihre Chefin Georgia Meloni hat die Parlamentswahl in Italien gewonnen. Aufgrund Melonis EU-skeptischen Positionen sehen einige Beobachter schwierige Zeiten auf die Europäische Union zukommen. In sozialen Medien verbreitet sich nun ein Titelbild des Magazins «Stern», was den Konflikt angeblich aufgreifen soll. «Die gefährlichste Frau Europas», heißt es auf dem Cover unter einem Foto der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Und weiter: «Die EU-Kommissionspräsidentin droht Italien bei "falscher Wahl" mit Konsequenzen und gefährdet damit rechtsstaatliche Grundsätze der EU». Hat es diese Berichterstattung gegeben?

Bewertung

Das Cover des «Stern» ist manipuliert. Die echte Ausgabe zeigt Georgia Meloni, Chefin der rechtsradikalen Fratelli d'Italia. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat zudem nie von einer «falschen Wahl» gesprochen.

Fakten

Die aktuelle Ausgabe des Magazins «Stern» erschien am 22. September und zeigt Georgia Meloni auf dem Titel. Die Unterzeile dazu lautet: «Die gefährlichste Frau Europas - Postfaschistin Giorgia Meloni kann mithilfe von Putin-Freunden die Wahl in Italien gewinnen - das hätte extreme Folgen für uns». Einige Elemente der Ausgabe finden sich auch auf dem gefälschten Cover, zum Beispiel das Foto von Richard David Precht unter dem «Stern»-Logo.

Die Parlamentswahl in Italien am 25. September hat das Bündnis um die rechtsradikale Partei Fratelli d'Italia klar gewonnen. Die Allianz, der auch die rechtspopulistische Lega und die konservative Forza Italia angehören, sicherte sich die absolute Mehrheit im Parlament. Als Chefin der stärksten Partei könnte Giorgia Meloni die künftige Regierung - die 68. in der Geschichte der Republik - als erste Ministerpräsidentin Italiens anführen.

Wenige Tage vor der Wahl hatte sich EU-Kommissionspräsident Ursula von der Leyen zu dem prognostizierten Rechtsruck in Italien geäußert. Dafür kritisierte sie etwa Matteo Salvini, Chef der rechtspopulistischen Lega und Teil des rechten Bündnisses, scharf. Doch von einer «falschen Wahl» sprach von der Leyen nicht - anders als es auf dem gefälschten «Stern»-Cover durch die Anführungszeichen suggeriert wird.

Die EU-Kommissionspräsidentin hatte in Richtung Italien Konsequenzen angedeutet, sollten die dortigen Rechtsparteien bei einem Wahlsieg demokratische Grundsätze der EU verletzen. An der US-Universität Princeton sagte die Politikerin am 22. September auf die Frage einer Studentin, ob sie Sorgen habe vor den Wahlen in Italien, zumal einige Kandidaten in Rom Verbindungen zu Kremlchef Wladimir Putin pflegten: «Wir werden sehen. Wenn die Dinge in eine schwierige Richtung gehen - ich hatte schon über Ungarn und Polen geredet - dann haben wir Werkzeuge.»

Gegen Ungarn und Polen hat von der Leyens Behörde bereits etliche sogenannte Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet und auch Klagen vor dem Europäischen Gerichtshof angestrengt.

(Stand: 27.9.2022)

Links

Ausgabe des «stern» vom 22. September 2022 und hier (archiviert)

Ergebnis der italienischen Parlamentswahl (archiviert)

Aussage von Ursula von der Leyen bei Veranstaltung in Princeton (archiviert)

dpa-Bericht über Kritik an von der Leyens Äußerungen, veröffentlicht von «Handelsblatt.de» (archiviert)

Gefälschtes Cover (archiviert)

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