Keine Kamera-Panne
Habeck sprach bereits 2019 in Interview über «dusseligen Fehler»
26.9.2022, 15:58 (CEST)
Im Netz wird ein Video von Robert Habeck (Grüne) verbreitet, in dem er von einem «dusseligen Fehler» spricht. Angeblich weiß Habeck in dem Video nicht, dass die Kamera läuft, und redet daher «aus dem Nähkästchen». Doch kann man dieser Behauptung glauben?
Bewertung
Das Video stammt aus dem Jahr 2019 und ist echt, allerdings aus dem Zusammenhang gerissen. Die Behauptung, Habeck wisse nicht, dass die Kamera laufe, ist falsch.
Fakten
Von 2018 bis Februar 2022 war Robert Habeck Co-Parteivorsitzender der Grünen. Seit 2021 ist er Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz und Vizekanzler.
Laut mehreren Facebook- und Twitter-Posts soll Habeck in einem Video «vor (irrtümlich) laufender Kamera aus dem Nähkästchen» sprechen. Es folgt ein angebliches Zitat von Habeck: «Weiß auch nicht, warum ich so dusselige Fehler mache.»
Die Videoaufnahme von Habeck ist echt. In dem Post wird die Aussage Habecks zeitlich und inhaltlich jedoch nicht eingeordnet. Das Original-Video stammt aus einem Interview mit dem Nachrichtensender «Welt», das im Januar 2019 geführt wurde. Habeck war damals noch nicht Bundesminister.
Die Behauptung, Habeck wisse nicht, dass die Kamera laufe, ist falsch. In der Original-Aufnahme des gesamten Interviews ist zu sehen, dass Habecks Aussage eine Antwort auf die Frage des «Welt»-Moderators ist. Zuvor hatte Habeck bereits eine Frage beantwortet.
Habeck wird in dem Interview auf ein damaliges Video der Thüringer Grünen angesprochen, mit dem er in die Kritik geraten war. Er hatte in dem Video während des Landtagswahlkampfs in Thüringen gesagt: «Wir versuchen, alles zu machen, damit Thüringen ein offenes, freies, liberales, demokratisches Land wird, ein ökologisches Land.» Die Formulierung sorgte für Irritationen - zumal die Grünen in Thüringen damals mitregierten. Das Video ist mittlerweile gelöscht worden.
Habeck begründet die umstrittene Aussage in dem Interview damit, dass er sich durch die Aggressivität und den rauen Ton auf Twitter habe anstecken lassen. Konkret fragt der Moderator daraufhin: «Sie sind Schriftsteller, Sie sind ein Mann des Wortes. Wenn man mit Ihnen diskutiert, Sie achten immer aufs Wort. Und jetzt wollen Sie uns tatsächlich erzählen, dass Twitter so aggressiv ist und sie da in eine bestimmte Schublade reingesteckt hat? Sie sind doch ein Profi.»
Robert Habeck antwortet dann wörtlich: «Ja, anders kann ich es mir auch nicht erklären. Also, und da ich jetzt ja überlegen muss, was die Konsequenz ist oder wo es herkommt, ist das das Beste, was mir einfällt, zur Begründung, warum ich solche dusseligen Fehler mache. Und die Konsequenz muss dann eben auch gezogen werden.» Dieser Ausschnitt wird nun im Netz geteilt, allerdings ohne die Frage des Moderators.
Als «dusseligen Fehler» bezeichnet Habeck dabei eben jene Aussage aus dem Video zum Landtagswahlkampf der Grünen in Thüringen. Als Konsequenz auf diese Kritik kündigt er in dem Interview an, seine Accounts auf Twitter und Facebook zu löschen. Seine Entscheidung erklärt er auch noch einmal in einem Blogbeitrag.
(Stand: 26.9.2022)
Links
Twitter-Post mit Behauptung (archiviert)
Original-Interview auf Youtube (archiviert)
Original-Interview mit Text auf der «Welt»-Homepage (archiviert)
Blog-Beitrag von Robert Habeck (archiviert)
Tweet der Grünen Thüringen zu gelöschtem Video (archiviert)
Infos zu Robert Habeck auf der Homepage der Grünen im Bundestag(archiviert)
Infos zu Robert Habeck auf der Homepage der Bundesregierung(archiviert)
Über dpa-Faktenchecks
Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.
Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.
Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.
Schon gewusst?
Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.