Kein Produktionsstopp

Getränkeindustrie stellt weiter Apfelsaftschorle her

1.10.2022, 13:35 (CEST)

Müssen Verbraucher bald auf Apfelsaftschorle verzichten? Im Netz wird behauptet, das Getränk werde wegen unterbrochener Lieferketten derzeit nicht produziert. Fruchtsaftverbände sagen: Das ist falsch.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Auswirkungen auf viele Wirtschaftsbereiche. Das spüre nun auch die Getränkeindustrie, heißt es im Netz: Mit einem Sharepic wird die Behauptung verbreitet, es könne derzeit angeblich keine Apfelsaftschorle produziert werden. Grund dafür seien im Zuge des Krieges unterbrochene «Lieferketten für Apfelkonzentrat» aus der Ukraine. Das Bild wird unter anderem in Deutschland und Österreich geteilt.

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Die Behauptung ist falsch. Es gibt keinen Produktionsstopp für Apfelsaftschorle - weder in Deutschland noch in Österreich. Das bestätigten die jeweiligen Verbände der Fruchtsaftindustrie auf dpa-Nachfrage. Auf dem Markt gebe es genügend Konzentrat für die Herstellung von Apfelschorle, erklärten Verbandsvertreter.

Fakten

Klaus Heitlinger vom Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF) mit Sitz in Bonn bestätigte auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur, dass die Behauptung falsch ist. Es gibt derzeit keinen bundesweiten Produktionsstopp für Apfelsaftschorle.

Ähnlich äußert sich sein österreichischer Kollege: «Das ist eine Ente», sagte Florian Berger, Geschäftsführer des Verbands der Fruchtsaftindustrie Österreichs. Er habe mit mehreren Unternehmen der Branche gesprochen, einen Herstellungsstopp könne er nicht bestätigen.

CO2-Mangel sorgt in Deutschland für Einschränkungen bei der Produktion

In Deutschland kommt es laut Heitlinger jedoch zu Einschränkungen bei der Produktion. Denn es werde momentan weniger Apfelsaftschorle hergestellt als normalerweise üblich. Grund dafür ist der derzeitige Mangel an Kohlensäure in der gesamten Getränkeindustrie, die CO2 als ein Nebenprodukt aus der Düngemittelherstellung bezieht.

Die energieintensive Produktion von Düngemitteln wurde aufgrund der durch den Ukraine-Krieg gestiegenen Energiepreise heruntergefahren. In der Folge steht weniger CO2 und damit weniger Kohlensäure für die Getränkeindustrie sowie die Fruchtsaft-Produktion zur Verfügung. «Sämtliche Hersteller sind von der Knappheit betroffen», erklärte Heitlinger. Ausnahmen sind Unternehmen, die eine eigene CO2-Gewinnung besitzen und somit nicht vom CO2-Nebenprodukt der Düngemittelindustrie abhängig sind.

Anders als in dem Sharepic behauptet, hätten diese Einschränkungen bei der Produktion von Apfelsaftschorle aber nichts mit einem Mangel an Konzentrat aus der Ukraine zu tun, so der Verbandsvertreter. 2021 wurden für die deutsche Fruchtsaftherstellung rund 6000 Tonnen Konzentrat aus der Ukraine importiert. Das entspricht jedoch nur circa zwei Prozent der insgesamt nach Deutschland importierten Menge. Denn der Großteil des Konzentrats für die deutsche Produktion wird aus Polen eingeführt, während Apfeldirektsaft vor allem aus der Bundesrepublik stammt.

Auch in Österreich gibt es laut Florian Berger im Zuge des Ukraine-Krieges keinen Konzentratmangel. Die Menge des Konzentrats, dass sonst aus der Ukraine nach Österreich importiert wurde, werde über andere Wege beschafft. Gleichwohl habe der Krieg Auswirkungen auf die Fruchtsaftindustrie und bestimmte Lieferketten, unter anderem bei der Verpackung. Von einem Produktionsstopp könne aktuell aber keine Rede sein - weder wegen eines angeblichen Konzentratmangels noch wegen der Kohlensäure-Knappheit.

(Stand: 28.09.2022)

Links

Über den Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF) (archiviert)

Mitglieder des Verbands der Fruchtsaft- und Fruchtsirupindustrie Österreichs (archiviert)

dpa-Bericht über den Kohlensäure-Mangel in der Getränkeindustrie (archiviert)

Facebook-Bild (archiviert)

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