Polizei spricht von Fake

Tonspur stammt aus altem Video aus Thüringen - kein Bezug zu «Stinger»-Rakete

19.09.2022, 17:34 (CEST)

Russische Offizielle und Nutzer in sozialen Medien verbreiten eine Falschmeldung über ukrainischen Waffenhandel in Bremen. Der vermeintlich Video-Beweis dafür ist allerdings geschickt manipuliert.

Nach Angaben der Bundesregierung hat Deutschland bereits 500 Boden-Luft-Raketen vom Typ «Stinger» an die Ukraine geliefert. In sozialen Medien verbreitet sich nun, in Bremen habe die Polizei Ukrainer festgenommen, die mit Flugabwehrraketen vom Typ «Stinger» gehandelt hätten, welche zuvor aus Europa in die Ukraine geliefert worden seien. In ähnlichem Meldungen heißt es, die Waffen seien in einem Online-Shop angeboten worden und Journalisten hätten herausgefunden, dass «Stinger»-Raketen ursprünglich für die ukrainische Gegenoffensive in der Region Charkiw bestimmt waren, dann aber auf dem Schwarzmarkt landeten. Dazu wird auch ein Video verbreitet, was angeblich der Beleg für die Behauptung sein soll. Was ist an den Geschichten dran?

Bewertung

Es handelt sich um eine Erfindung. Die Polizei Bremen dementiert, dass sich dieser Fall ereignet hat und spricht von einer Falschmeldung. Die Audiospur des Videos stammt von einem älteren Video, das Polizisten in Thüringen zeigt.

Fakten

Die Polizei Bremen hat dementiert, dass ein solcher Einsatz stattfand. «Es handelt sich hierbei um eine Falschmeldung. Die Polizei Bremen hat mit diesem Video nichts zu tun und hat auch keine Ukrainer festgenommen, die mit Waffen handelten», teilte die Polizei auf ihrem offiziellen Twitter-Account mit.

Auch Medienberichte über den vermeintlichen Handel, die laut einigen Posts existieren sollen, sind nicht auffindbar. Hätte es diesen ungewöhnlichen Fall gegeben, ist davon auszugehen, dass darüber breit berichtet würde.

Über das Video, dessen Herkunft unklar ist, wurde eine falsche Tonspur gelegt. Darauf ist eine Stimme zu hören, die sagt: «Nehmen sie mal das Handy runter, sowas müssen sie nicht filmen». Ursprünglich stammt diese Tonspur aus einem im Januar 2022 veröffentlichten Youtube-Video, das Polizisten im thüringischen Greiz zeigt.

Auch russische Offizielle verbreiteten die Falschmeldung. Russlands stellvertretender UN-Botschafter Dmitri Poljanski kommentierte das kursierende Video auf Twitter mit den Worten, man habe die «westlichen Ex-Partner vor einer solchen Bedrohung für die eigene Bevölkerung» gewarnt.

(Stand: 19.9.2022)

Links

Tweet der Polizei Bremen (archiviert)

Tweet des russischen stellvertretenden UN-Botschafters Dmitri Poljanski (archiviert)

Youtube-Video mit der Original-Tonspur (archiviert)

Liste der Bundesregierung mit Lieferungen zur militärischen Unterstützung der Ukraine (archiviert)

Video aus Behauptung archiviert

Facebook-Beitrag mit der Behauptung (archiviert)

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