Denunziationsaufruf

Schweizer Behörden leiten Ermittlungen wegen manipuliertem Foto ein

15.09.2022, 12:22 (CEST), letztes Update: 15.09.2022, 12:35 (CEST)

Internetnutzer empören sich über ein Plakat, auf dem dazu aufgerufen wird, Nachbarn zu melden. Dabei handelt es sich jedoch um ein gefälschtes Foto.

Die hohen Energiepreise zwingen jeden zum Sparen. In der Schweiz geht man angeblich noch einen Schritt weiter. Dort kann man, wie einige Internetnutzer berichten, jetzt anonym seine Nachbarn bei den Behörden melden, wenn sie ihre Wohnung auf über 19 Grad heizen würden. Sie würden dafür sogar angeblich eine Belohnung von 200 Schweizer Franken erhalten. Ein Bild eines Plakats mit dieser Botschaft wird in den sozialen Medien geteilt.

Bewertung

Das Foto wurde aus mehreren Bildern zusammengesetzt. Eine derartige Forderung stammt nicht von den Schweizer Behörden.

Fakten

«Die Bundesregierung hat mit diesem Aufruf, der seit Samstag in den sozialen Netzwerken kursiert, nichts zu tun und distanziert sich in jeder Form davon», sagte Emanuela Tonasso, Sprecherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK), gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Die auf dem Foto angegebene Telefonnummer ist zwar die des UVEK, kann aber leicht online gefunden werden. Dasselbe gilt für das Logo der Schweizerischen Eidgenossenschaft. «Es gibt weder solche Plakate der Bundesregierung noch entsprechende Anrufe, es handelt sich offensichtlich um eine Manipulation», fügte die Sprecherin des Ministeriums hinzu und erklärte, dass ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde.

Es gibt weitere Hinweise darauf, dass das Foto manipuliert wurde. Mithilfe einer Bilderrückwärtssuche findet man das Bild der Frau am Telefon in der Illustrationsbilddatenbank Alamy. Das Foto der Plakatwand und ihrer Umgebung ist in einer anderen Bilddatenbank, Freepik, zu finden. Auf dem Originalfoto ist die Anzeigetafel leer.

Unabhängig von der entlarvten Fälschung erwägt die Schweiz als Reaktion auf die steigenden Energiepreise verschiedene Energiesparmaßnahmen. Eine davon ist ein Grenzwert, nach dem Innenräume nicht über 19 Grad Celsius beheizt werden dürfen, wenn die Heizung mit Gas betrieben wird. Je nach Schwere des Mangels können Haushalte davon jedoch ausgeschlossen werden.

(Stand: 14.9.2022)

Links

Foto des Plakats (archiviert)

Entwurf über Energiesparmaßnahme der Schweizerisches Bundesregierung (archiviert)

Pressemitteilung zu geplanten Energiesparmaßnahmen (archiviert)

Kontaktdaten des Energieministeriums der Schweiz (archiviert)

Bild in Illustrationsbilddatenbank Alamy (archiviert)

Bild in Bilddatenbank Freepik (archiviert)

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