Keine Razzia

Polizei war in Berlin wegen des Besuchs von Staatsgästen vor Ort

12.09.2022, 16:43 (CEST)

In Berlin fotografiert jemand mehrere Polizeiautos - und Verschwörungsgläubige beginnen, die Bilder in ihrem Sinne zu deuten. Doch für die Polizeipräsenz gibt es eine unspektakuläre Erklärung.

Fotos von Polizeiautos und Absperrungen in Berlin lassen die Fantasie mancher Verschwörungsgläubiger sprudeln. Denn angeblich sei eine Razzia mit Verhaftungen bei zwei Banken im Bezirk Mitte zu sehen - inklusive «Gefängnisbussen».

Bewertung

Die Fotos zeigen keine Razzia. Die Berliner Polizei war nach eigenen Angaben wegen des Besuchs von Staatsgästen vor Ort.

Fakten

Am Montagmorgen kursierten mehrere Fotos von einem Straßenzug in Berlin-Mitte zunächst auf Telegram, dann auch auf Facebook. Angeblich zu sehen: Eine Razzia bei zwei Banken, die dort Niederlassungen haben. Die Bilder sind in der Charlottenstraße in der Nähe des Gendarmenmarkts aufgenommen worden, wie Vergleiche mit Aufnahmen von Google Maps zeigen.

Doch am Montag, den 12. September 2022 hat dort keine Razzia stattgefunden. Auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) teilt die Berliner Polizei mit, dass man wegen des Besuchs von Staatsgästen vor Ort gewesen sei. Tatsächlich fand am Montag im nahegelegenen Auswärtigen Amt eine internationale Konferenz zum Thema «Shaping Feminist Foreign Policy» statt.

Auch die Behauptung, auf einem der Fotos seien «Gefängnisbusse» zu sehen, entbehrt jeder Grundlage. Es handelt sich offenbar lediglich um normale Reisebusse, die vor einem Hotel parken. Busse der Justizbehörden sehen in der Regel anders aus, haben kleinere Fenster und tragen auch entsprechende Schriftzüge. Die Berliner Polizei verfügt für den Gefangenentransport auch über umgebaute Lkw.

Das Gerücht über eine angebliche Razzia entspringt offenbar einem Telegram-Kanal, in dem unter anderem Inhalte des «QAnon»-Verschwörungsmythos verbreitet werden. Darin geht es immer wieder auch um «Massenverhaftungen», um eine angeblich korrupte und kriminelle Elite zu beseitigen. «QAnon»-Anhänger nutzen zudem häufig antisemitische Stereotype und Erzählungen.

(Stand: 12.9.2022)

Links

Aufnahmeort bei Google Maps (archiviert)

Informationen zur Konferenz des Auswärtigen Amts (archiviert)

Beispiel für einen Bus der Justiz (archiviert)

Gefangenentransporter der Berliner Polizei (archiviert)

Informationen zum «QAnon»-Verschwörungsmythos beim Thinktank CeMAS (archiviert)

Beitrag auf Telegram (archiviert)

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