Energiesparverordnungen

12-Grad-Vorschrift ist nicht neu und gilt nicht für Büroräume

08.09.2022, 11:07 (CEST)

Die kalte und dunkle Jahreszeit steht vor der Tür. Dieses Mal sollen die Heizungen zwar nicht auf Hochtouren laufen. Die Temperaturvorgaben der Regierung werden aber oft falsch wiedergegeben.

Wie kann möglichst viel Energie gespart werden? Diese Frage beschäftigt derzeit viele Menschen, denn seit des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sind Gasknappheit und Energie-Engpässe nicht mehr auszuschließen. Angeblich soll die Bundesregierung nun beschlossen haben, in Arbeitsräumen und öffentlichen Einrichtungen nur noch eine Temperatur von 12 Grad zuzulassen. Gilt die Regel aber wirklich für jeden Raum?

Bewertung

Die 12-Grad-Grenze ist nicht neu und gilt nur für Räume, in denen schwere körperliche Tätigkeiten durchgeführt werden. In Büroräumen wird die Temperatur lediglich von 20 auf 19 Grad gesenkt.

Fakten

Seit dem 1. September 2022 gelten neue Energiesparverordnungen, die das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz vorangetrieben hat. Hintergrund für die Regelung ist die angespannte Versorgungslage wegen des Kriegs in der Ukraine. In der Folge kam es immer wieder zu Reduzierungen der Gasimportmengen von Russland nach Deutschland. «Die Bundesregierung und das Bundeswirtschaftsministerium tun daher alles, um durch konsequente Maßnahmen in verschiedenen Handlungsfeldern die Abhängigkeit von russischen Importen so schnell wie möglich zu reduzieren. Die Verordnungen zum Energiesparen sind dabei ein wichtiges Handlungsfeld», heißt es vonseiten der Politik.

Konkret bedeutet das unter anderem: Arbeitsräume werden zunächst nur noch bis höchstens 19 Grad geheizt - bei körperlich leichter und überwiegend sitzender Tätigkeit. Bisher lagen die dafür empfohlenen Mindestwerte der Lufttemperatur bei 20 Grad. Das umfasst den klassischen Bürojob – die genaue Definition im Sozialmedizinischen Glossar der Deutschen Rentenversicherung lautet: das Handhaben leichter Handwerkszeuge, das Tragen von weniger als 10 kg oder das Bedienen leicht gehender Steuerhebel.

Für Arbeitsräume, in denen Menschen leichte Tätigkeiten überwiegend im Stehen oder Gehen oder mittelschwere und überwiegend sitzende Tätigkeit verrichten, gilt eine Obergrenze von 18 Grad. Als mittelschwer gelten beispielsweise das unbelastete Begehen von Treppen und Leitern oder Arbeiten mit Handbohrmaschinen.

Für mittelschwere Tätigkeiten im Stehen oder Gehen gelten 16 Grad und nur für Räume, in denen körperlich schwere Arbeiten durchgeführt werden, sind es 12 Grad. Das Glossar definiert schwere Arbeit beispielsweise mit dem Tragen von bis zu 40 kg schweren Lasten sowie das Handhaben von Kraftwerkzeugen mit starker Rückstoßwirkung oder Schaufeln, Graben und Hacken.

Dabei ist wichtig zu wissen: Die diskutierten 12 Grad sind keine Neuheit. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin legte schon im Jahr 2010 fest, dass Räume, in denen entsprechend schwer gearbeitet wird, deutlich kühler sein dürfen. Die 12-Grad-Regel galt auch schon im vergangenen Winter.

Für Kliniken, Pflegeeinrichtungen oder andere soziale Einrichtungen sowie Schulen und Kindertagesstätten gilt die neue Regelung nicht.

(Stand: 7.9.2022)

Links

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Artikel news.de (archiviert)

Pressemitteilung BMWK zur Energieeinsparung (archiviert)

Verordnung der Bundesregierung (archiviert)

Raumtemperatur laut BAuA (archiviert)

TK über Arbeitsstättenrichtlinie (archiviert)

Sozialmedizinisches Glossar der Deutschen Rentenversicherung (archiviert)

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