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Fälscher missbrauchen Logo der «Süddeutschen Zeitung»

7.9.2022, 14:39 (CEST), letztes Update: 7.9.2022, 15:11 (CEST)

Die Fälschung von Zeitungsartikeln zu Propagandazwecken ist eine altbekannte Methode - die Digitalisierung hat das Ganze stark vereinfacht. Derzeit verbreiten Fälscher reihenweise Beiträge unter den Logos großer Medienmarken, und geben sich beispielsweise als «Süddeutsche Zeitung» («SZ») aus. «Direkt aus dem Reuters-Videokanal», heißt es auf einer gefälschten Seite. Das ist nicht das einzige, was hier nicht stimmt.

Bewertung

Die Seite ist gefälscht und stammt nicht von der «Süddeutsche Zeitung». Die Aufmachung der Original-Website wurde kopiert.

Fakten

Viele Hinweise zeigen, dass der angebliche «SZ»-Artikel unseriös ist:

Inhaltliche Fehler

Es beginnt schon damit, dass aus der Seite als Bundesinnenminister Christian Pegel genannt wird - aktuell ist Nancy Faeser (SPD) Bundesinnenministerin. Christian Pegel (SPD) hingegen ist Innenminister in Mecklenburg-Vorpommern. Auch in dem gefälschten Video ist der kurz zu sehen - ebenfalls als angeblicher Bundesinnenminister (bei Minute 0:22).

Bei Minute 0:31 ist eine Szene aus dem Bundestag zu sehen, die veraltet ist. Wolfgang Schäuble (CDU) ist dort noch auf dem Podium des Bundestagspräsidenten zu sehen, obwohl seit der Wahl 2021 die SPD-Politikerin Bärbel Bas Bundestagspräsidentin ist.

Falsche URL

Der Artikel ist weder auf der Website der «Süddeutschen Zeitung» noch im Zusammenhang mit Reuters zu finden.

Bei einem genauen Blick auf die Internetadresse (URL) des vermeintlichen «SZ»-Artikels wird deutlich: Dieser steht nicht auf der offiziellen Webpräsenz «sueddeutsche.de» oder «sz.de», sondern auf der nachgemachten Seite «sueddeutsche.me». Die Endung «.me» ist die Top-Level-Domain von Montenegro.

Die Fälscher haben das Layout des Originals kopiert und erwecken den Eindruck, es handle sich um die echte Seite der Zeitung. Dieselben Rubriken wie im Original leiten den User oder die Userin sogar auf die offizielle «SZ»-Seite weiter und auch das echte «SZ»-Impressum ist verlinkt.

Teil einer Desinformationskampagne

Die «Süddeutsche Zeitung» hat selber über den Fake berichtet. Die Autoren schreiben: «[Die Videos] sind gefälscht, sie sind prorussische Propaganda. [...] Offensichtlich ist die Marke der SZ für eine Kampagne missbraucht worden, mit der Unbekannte seit Wochen große deutsche Medien imitieren.»

Nach Recherchen von T-Online und dem ZDF ist die gefälschte Website Teil einer größeren Kampagne pro-russischer Akteure, die gezielt Desinformationen in sozialen Netzwerken und vor allem auf Facebook verbreiten. Artikel weiterer deutscher Medien wurden gefälscht. Zur Verbreitung sollen auch zahlreiche Fake-Accounts in sozialen Medien erstellt worden sein.

Das Bundesinnenministerium ist beunruhigt über die Fälschungen und sagte der dpa: «Wir haben mit Sorge zur Kenntnis genommen, dass über Fake-Accounts in bestimmten sozialen Medien täuschend echt aussehende, allerdings gefälschte Webauftritte von etablierten Nachrichtenseiten verlinkt werden.»

(Stand: 6.9.2022)

Links

Falscher Artikel (archiviert)(Video archiviert)

Zu Christian Pegel (archiviert)

Demo im Januar(archiviert)

Suche nach Artikel (archiviert)

Bundestagspräsidentinnen (archiviert)

SZ-Bericht (archiviert)

«T-Online»-Bericht (archiviert)

«ZDF»-Recherche (archiviert)

Statement Innenministerium (archiviert)

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