Künstliche Intelligenz

Es gibt keine Beweise für mordende Roboter in asiatischem Labor

16.09.2022, 15:02 (CEST)

Eine Szene wie aus einem Sci-Fi-Film: Vier Roboter töten 29 Forschende in einem geheimen Labor. Die Welt weiß nichts davon. Doch diese beleglose Geschichte spielt nur mit den Ängsten vieler Menschen.

Sie bauen Autos zusammen, fahren diese manchmal schon und können in Restaurants das Essen servieren: Die Fähigkeiten von Robotern werden immer weiter entwickelt. Aber wie weit ist die Forschung in dieser Hinsicht wirklich? In den sozialen Medien kursiert schon länger die Behauptung, dass 2017 Roboter 29 Forschende in einem geheimen Labor getötet haben sollen. Dabei soll sich eine Maschine nach einer Recherche im Internet selbst optimiert haben. Manche behaupten, das sei in Japan geschehen, an anderen Stelle ist von Südkorea die Rede.

Bewertung

Tödliche Unfälle mit Robotern sind zwar schon öfter vorgekommen. Für den beschriebenen Vorfall gibt es jedoch keinerlei Beweis. Die Schilderung entspricht nach Experteneinschätzung nicht dem aktuellen Stand der Forschung.

Fakten

Die Furcht, dass künstliche Intelligenz sich gegen den Menschen wendet, ist nicht neu. Die Idee tauchte beispielsweise bereits in den 1920er Jahren in der Literatur auf. In dem tschechischen Theaterstück «R.U.R.» etwa rebellieren die künstlichen Menschen, also Roboter, und vernichten die ganze Menschheit.

In den Medien gibt es jedoch keine Berichte über den geschilderten Zwischenfall. «Der aktuelle Stand der zivilen Roboter-Forschung bietet keine Grundlage, dass solche Abläufe möglich wären», sagte KI-Experte Reinhard Karger vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) der Deutschen Presse-Agentur.

Auch was die militärische Roboter-Entwicklung angehe könne er sich nicht vorstellen, dass es solch zielorientiertes, planvolles Handeln gegeben hätte. Dafür hätten die Roboter Selbstwirksamkeit entwickeln müssen - also die Fähigkeit, willentlich und wissentlich selber Ursache einer Handlung sein zu wollen, deren Ziel man aus freiem Willen anstrebt, wie Karger ausführt.

Unfälle mit Robotern

Es hat bereits tödliche Unfälle gegeben, bei denen Roboter involviert waren. Sie haben jedoch wenig mit dem angeblichen Laborunfall gemein. 1979 starb ein Mann in einer Gießerei von Ford in den USA, weil er vom Arm eines Fließbandroboters am Kopf getroffen wurde - angeblich der erste Fall, bei dem ein Roboter einen Menschen getötet hat.

2018 wurde eine Frau im US-Bundesstaat Arizona von einem selbstfahrenden Auto überfahren. Untersuchungen ergaben jedoch, dass menschliches Versagen die Hauptursache für den Unfall war.

Für eine Studie, die 2016 veröffentlicht wurde, wurde zusammengetragen, wie viele Personen nach einem medizinischen Eingriff mit Unterstützung eines entsprechenden Roboters gestorben sind. Zwischen den Jahren 2008 und 2013 wurde der Tod von 144 Menschen (1,4 Prozent von 10 624 Berichten) in Verbindung mit robotergestützter Chirurgie gebracht. Zu den Todesursachen gehörten Maschinen, die sich zur falschen Zeit aus- oder einschalteten, der Verlust von Videoübertragung und Teile, die in den Körper der Patienten fielen.

(Stand: 16.09.2022)

Links

Erklärung zu «R.U.R.» (archiviert)

Medienbericht zu Unfall in Arizona (archiviert)

Unfall in Gießerei (archiviert)

Studie zu medizinischen Eingriffen mit Robotern (archiviert)

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