Nur noch E-Autos ab 2024?

Verbrenner-Aus bei Volkswagen gilt allein in Norwegen

07.09.2022, 16:01 (CEST)

Dass VW bald keine Verbrennerautos mehr verkaufen will, ist an den Haaren herbeigezogen. Genau genommen geht es in der Behauptung nur um ein Land. Und das hat eine Vorreiterrolle in Sachen Elektromobilität.

Ein vor allem in Deutschland sehr emotional diskutiertes Vorhaben ist das Aus von Neuwagen mit Verbrennungsmotoren. In sozialen Medien wird nun behauptet, Volkswagen wolle «schon 2024» den umweltschädlichen Antrieb einstellen.

Bewertung

Das VW-Vorhaben ist nur für Norwegen angedacht, denn in dem Land ist der Umstieg auf E-Autos ab 2025 vorgesehen. VW-Chef Oliver Blume spricht jüngst sogar von «zahlreichen Jahren», in denen das Unternehmen Neuwagen mit Verbrennungsmotoren anbieten wolle.

Fakten

Anders als in Deutschland gibt es in manchen Ländern bereits seit einiger Zeit ein Datum, um aus dem Verkauf von Verbrenner-Neuwagen auszusteigen: in Norwegen zum Beispiel ab 2025. Ab dann sollen keine Verkäufe von Fahrzeugen mit klassischen Benzin- oder Dieselantrieben mehr zugelassen werden. Derzeit gibt es in dem skandinavischen Land etwa Steuererleichterungen oder Nachlässe bei Maut- und Parkgebühren für E-Autos.

Der norwegische Importeur von Volkswagen, Audi oder Skoda, die Møller Mobility Group, geht sogar noch einen Schritt weiter und hat Mitte August bekannt gegeben, ab 2024 nur noch vollelektrische Fahrzeuge dieser Marken in das nordeuropäische Land einführen zu wollen. Demnach will Møller-Chef Ulf Tore Hekneby Politikern und Interessenverbänden einen Anreiz geben, «konkrete und ehrgeizige Ziele und Maßnahmen für den weiteren Erfolg von Elektroautos zu entwerfen» - etwa ein Datum, ab wann die Hälfte der Autos auf den norwegischen Straßen elektrisch sein soll.

«Die Entscheidung, ab 2024 keine Verbrenner-Fahrzeuge mehr anzubieten, bezieht sich Stand heute ausschließlich auf die Marke Volkswagen in Norwegen», heißt es am 6. September vom Wolfsburger Autobauer auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Der Anteil batteriebetriebener Fahrzeuge von VW liege in dem Land aktuell bei rund 80 Prozent - Tendenz steigend. «Es ist daher nicht mit nennenswerten Auswirkungen auf die globale Produktion zu rechnen», so ein Unternehmenssprecher.

Der neue Vorstandsvorsitzende des Volkswagen-Konzerns, Oliver Blume, hatte erst Anfang September in einem Interview der «Braunschweiger Zeitung» gesagt, dass der Autobauer die Nachfrage nach Verbrennungsmotoren «noch zahlreiche Jahre bedienen» werde. Ein festes Datum für den Ausstieg aus Verbrennern hat VW bisher nicht genannt. «Die unterschiedlichen Regionen auf der Welt entwickeln sich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit», erklärte Blume.

Für diese Übergangszeit würden weiterhin Otto-, Diesel- oder CNG-Antriebe sowie Hybride eine Rolle spielen, so der Unternehmenssprecher. «Die Marke Volkswagen wird in Europa zwischen 2033 und 2035 das letzte Fahrzeug mit Verbrennungsmotor verkaufen, Audi im Jahr 2033.»

EU-Parlament und EU-Kommission haben die Absicht, den Verkauf von neuen Verbrennern ab 2035 zu verbieten. Auch die EU-Staaten wollen, dass ab 2035 nur noch emissionsfreie Autos neu zugelassen werden sollen. In der Bundesregierung hofft die FDP darauf, dass ein Weg gefunden wird, um auch nach 2035 noch neue, mit synthetischen Kraftstoffen (sogenannte E-Fuels) betriebene Verbrenner zu verkaufen. Ob das gelingt, ist noch offen.

Ein Verkaufsverbot für Gebrauchtwagen mit Verbrennungsmotor in der EU ist nicht vorgesehen. Zudem sind keine Pläne bekannt, um Autos mit Verbrennungsmotor komplett von Straßen zu verbannen.

(Stand: 6.9.2022)

Links

Norwegische Regierung über Fahrzeuge ab 2025 (archiviert)

Volkswagen über E-Autos in Norwegen (archiviert)

Møller Mobility Group über VW-Marken ab 2024 (norwegisch) (archiviert)

Blume im Interview der «Braunschweiger Zeitung» (kostenpflichtig)

Rat der Europäischen Union (EU-Staaten) über Klimaziele (archiviert)

EU-Parlament über Emissionsneutralität für neue Autos (archiviert)

EU-Kommission über Klimaziele (archiviert)

Facebook-Post mit Falschbehauptung (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.