Fehlender Kontext

Nur in zwei Ikea-Filialen erhalten Kunden keine Pommes frites

19.8.2022, 16:05 (CEST)

Das Unternehmen hat auf Diskussionen in sozialen Medien reagiert: Es ist nicht geplant, Pommes frites deutschlandweit von der Speisekarte der Ikea-Restaurants zu streichen. Es gibt aber zwei Ausnahmen.

Das schwedische Einrichtungshaus Ikea werde künftig angeblich auf Pommes frites in den «hauseigenen Restaurants» verzichten. Dieses Gerücht sorgt in den sozialen Netzwerken für Aufregung. In den Beiträgen wird ein Foto verbreitet, das ein Schild mit Ikea-Logo und der Aufschrift «Wir verzichten bewusst auf Pommes» zeigt. Weiter heißt es: «Eine Portion Pommes Frites verursacht in der Verarbeitung und Zubereitung über viermal so viel CO2 wie eine Portion Salzkartoffeln.» Durch eine bewusste Ernährung könne jeder etwas zur Reduzierung der Treibhausgase beitragen.

Bewertung

Es fehlt wichtiger Kontext: Laut Ikea handelt es sich um eine «Einzelentscheidung» des Standorts in Würzburg. Das Bild wurde demnach sehr wahrscheinlich in dieser Filiale aufgenommen. Dass deutschlandweit in allen Restaurants der Einrichtungskette Pommes frites von der Speisekarte verschwinden sollen, ist nicht geplant.

Fakten

Das Unternehmen stellte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) klar, dass es sich «um eine Einzelentscheidung» der Filiale in Würzburg und nicht um eine für alle deutschen Einrichtungshäuser gültige Entscheidung handelt. Die Kommunikation komme nur an diesem Standort zum Einsatz. Es gebe «derzeit keine Pläne, Pommes Frites aus dem Sortiment zu nehmen. Jedoch sind Pommes Frites kein fester Bestandteil unseres nationalen Angebots, so dass es unseren lokalen Standorten obliegt, ob Pommes Frites Teil des Angebots vor Ort sind», teilte das Unternehmen mit. Von allen 54 Ikea-Einrichtungshäusern in Deutschland böten derzeit nur die Einrichtungshäuser in Würzburg und Bremerhaven keine Pommes an.

Das Portal «Nord24» der Nordsee-Zeitung berichtete 2016 über die Filiale in Bremerhaven. Auch dort verzichtete Ikea auf Pommes frites, weil das Unternehmen mehr auf gesunde Ernährung setzen wolle und Köttbullar, ein bekanntes Fleischbällchen-Gericht, in Schweden traditionell mit Kartoffelpüree serviert werde.

Ausgangspunkt der Diskussionen in sozialen Netzwerken war ein Tweet des Bloggers Boris Reitschuster, der in der Vergangenheit unter anderem mit Falschbehauptungen zur Corona-Pandemie aufgefallen war. Er hatte das Foto via Twitter gepostet und mit dem Kommentar versehen, er «verzichte bewußt auf Läden, die mich belehren und bevormunden wollen», und damit zahlreiche Reaktionen ausgelöst. Zeitweise gehörte das Thema zu den Top-Trends in dem Netzwerk.

«Es liegt uns fern, Kundinnen und Kunden zu belehren und uns geht es nicht darum, unser Lebensmittelangebot einzuschränken, sondern es um viele gesündere und umweltbewusstere Optionen zu ergänzen und unseren Kundinnen und Kunden die Wahl zu überlassen», teilte das Unternehmen zudem mit. Grundsätzlich entwickele das Unternehmen das Speisen- und Lebensmittelangebot kontinuierlich weiter.

(Stand: 19.8.2022)

Links

Facebook-Post (archiviert)

«Nord24»-Bericht über Ikea-Filiale in Bremerhaven vom 8. April 2016 (archiviert)

Tweet von Boris Reitschuster (archiviert)

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