Zusammenhang konstruiert

Collage zeigt Waldbrand und Windräder in Griechenland, aber keine Brandrodung

22.8.2022, 14:13 (CEST), letztes Update: 22.8.2022, 14:45 (CEST)

Ein Wald brennt, knapp ein Jahr später stehen dort Windräder. Ausgehend von zwei Fotos vermuten Social-Media-Nutzer Brandstiftung. Doch in Wahrheit gibt es keine Belege für einen Zusammenhang.

Windkraft ist ein wichtiger Teil der Wende hin zur Klimaneutralität und wird in vielen Ländern stark ausgebaut. Doch eine Foto-Collage, die im Netz kursiert, legt nahe: In Spanien soll für den Bau eines Windparks womöglich mit Absicht ein Waldbrand gelegt worden sein: «Solche Zufälle. Die günstigste Möglichkeit, Bauland zu schaffen», heißt es im Begleittext. Die datierten Fotos zeigen erst den Brand und rund ein Jahr später mehrere Windräder etwa an derselben Stelle. Gibt es hier einen kriminellen Hintergrund?

Bewertung

Auf den Fotos ist ein Küstenabschnitt in Griechenland zu sehen und nicht, wie auf Facebook vielfach behauptet, in Spanien. An dem Ort brannte es 2017 tatsächlich, später entstanden nahe der Brandfläche Windräder. Eine behördliche Genehmigung für den Windpark gab es jedoch schon vor dem Feuer. Für eine illegale Brandrodung gibt es keine Belege.

Fakten

Tatsächlich hat es den auf dem Foto zu sehenden Waldbrand im Jahr 2017 gegeben - allerdings nicht in Spanien, sondern in Griechenland nahe der markanten Straßenbrücke auf die Halbinsel Peloponnes nördlich der Stadt Patras. Das auf Facebook angegebene Datum stimmt auch nicht: Eine lokale Nachrichtenseite berichtet von Bränden am 27. August, nicht am 12. August 2017. Die Fotos im Artikel ähneln dem auf Facebook verbreiteten und sind offenbar am selben Punkt in oder am Golf von Korinth aufgenommen worden.

Die Foto-Collage kursierte bereits im Sommer 2018 in den sozialen Netzwerken. Es ist also wahrscheinlich, dass das untere Foto tatsächlich ungefähr zum behaupteten Zeitpunkt aufgenommen wurde.

Im Juli 2018 beschäftigte sich das griechische Faktencheck-Portal «Ellinika Hoaxes» mit der Behauptung, die Fotos seien ein Beweis für eine Brandrodung für den Windpark. Das Fazit der Seite: Falsch - denn bei genauerer Betrachtung brannte es gar nicht exakt an den Stellen, an denen später Windräder standen.

Das Portal beruft sich auf offizielle Karten der griechischen Behörden und eine Videoaufnahme, die zeigt, wie das Feuer an einem Hang brennt. «Vergessen wir nicht, dass Windkraftanlagen auf Kämmen und nicht auf Hängen aufgestellt werden», schreibt «Ellinika Hoaxes». Und tatsächlich zeigen auch weitere Fotos des Windparks, dass die Windräder jeweils oben auf verschiedenen Hügelkuppen stehen. Dass die Freiflächen unter den Windrädern durch das Feuer geschaffen wurden, erscheint also nicht plausibel.

Zudem zitiert «Ellinika Hoaxes» aus der Genehmigung der griechischen Behörden für den Windpark. Diese wurde bereits 2014 ausgestellt, also drei Jahre vor dem Waldbrand. Auch der stellvertretende Bürgermeister der nahen Stadt Andirrio sagte im Juli 2018 gegenüber einem lokalen Medium: «Das Feuer, das im Sommer 2017 ausbrach, hatte nichts mit der Errichtung des Windparks zu tun.»

Richtig ist dagegen die Behauptung auf Facebook, dass eine Waldbrandfläche in Spanien - nicht in Griechenland - 30 Jahre lang nicht bebaut beziehungsweise umgewidmet werden darf. Das Gesetz wurde allerdings bereits im Jahr 2006 entsprechend verschärft. So sollte erreicht werden, dass weniger Flächen vorsätzlich angezündet werden, um Bauland zu schaffen, wie die Nachrichtenagentur AFP in einem Faktencheck schreibt. Demnach ging die verbrannte Waldfläche in den folgenden Jahren aber nicht zurück - anders als auf Facebook behauptet. 2015 wurden die Regeln wieder aufgeweicht, was von Umweltschützern scharf kritisiert wurde.

Brandstiftung spielt bei Waldbränden immer wieder eine Rolle. Wissenschaftlich unumstritten ist aber auch, dass der Klimawandel Waldbrände generell begünstigt. Einen direkten Zusammenhang mit einzelnen Waldbränden nachzuweisen, ist laut Experten zwar schwierig. Fest steht aber: Durch den Klimawandel gibt es mehr heiße Tage.

Hitze allein löst zwar noch keine Waldbrände aus. Aber hohe Temperaturen, Trockenheit, geringe Luftfeuchtigkeit und Wind können das Risiko für Waldbrände steigern. In Südeuropa, dem Norden Eurasiens, in den USA und Australien haben die Wahrscheinlichkeit von Bränden und die verbrannten Flächen wegen des Klimawandels zugenommen. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Tage mit hoher Waldbrandwarnstufe auch in Deutschland deutlich gestiegen.

(Stand: 22.8.2022)

Links

Beitrag auf Facebook (archiviert)

Ungefährer Aufnahmeort der Fotos bei Google Maps (archiviert)

Bericht von «Tempo24» über den Waldbrand (27.8.2017) (archiviert)

Faktencheck von «Ellinika Hoaxes» (27.7.2018) (archiviert)

Video des Waldbrands (archiviert)

Foto des Windparks bei Google Maps (archiviert)

Lokalmedium «The Best» mit Zitat des stellvertretenden Bürgermeister (29.7.2018) (archiviert)

AFP-Faktencheck zu Regeln für Waldbrandflächen in Spanien (13.10.2020) (archiviert)

«Der Standard» über Reform im Jahr 2015 (6.7.2015) (archiviert)

dpa-Faktencheck zu Hitzetagen (22.7.2022)

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