Wissenschaftlich belegt
Rapider CO2-Anstieg ist auf menschliches Verhalten zurückzuführen
18.8.2022, 13:58 (CEST)
Trotz zahlreicher wissenschaftlicher Belege taucht in den sozialen Netzwerken weiterhin die Behauptung auf, dass es keinen menschengemachten Klimawandel gebe (archiviert). Als Begründung wird oft angeführt, dass sich das Klima auf der Erde seit Jahrmillionen ständig wandelt. Die Wissenschaft hat natürliche Ursachen für den derzeit zu beobachtenden Klimawandel jedoch ausgeschlossen.
Bewertung
Die Forschung liefert seit Jahren Belege, dass die Hauptursache für den Klimawandel die zunehmende CO2-Konzentration in der Atmosphäre ist. 2011 bis 2020 war den Aufzeichnungen zufolge das bislang wärmste Jahrzehnt, mit einer weltweiten Durchschnittstemperatur im Jahr 2019 von 1,1 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau. Das zeigen Auswertungen unterschiedlicher Institutionen.
Fakten
Die Verbrennung von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas ist einer der größten Treiber des Klimawandels. Dabei entstehen Treibhausgase wie Kohlenstoffdioxid (CO2) und Methan. Vereinfacht erklärt halten sie die vom Boden abgegebene Wärmestrahlung auf und verhindern, dass diese ins Weltall entweicht. Die Erde erwärmt sich. So erklären etwa die Vereinten Nationen den Klimawandel auf ihrer Internetseite.
Die CO2-Konzentration liegt heute höher als jemals in den zurückliegenden 800 000, vermutlich sogar drei Millionen Jahren, schreibt das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) in einem seiner Berichte. Es ist das Gremium der Vereinten Nationen, das die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel bewertet.
Woher hat die Forschung so lang zurückliegende Vergleichsdaten?
Vor Hunderttausenden von Jahren hat natürlich noch niemand Daten aufgezeichnet und am Klima geforscht. Daher ist es eine berechtigte Frage, wie Forscherinnen und Forscher Vergleiche zu dieser Zeit ziehen können. «Erkenntnisse über das Klima der Vergangenheit (dieser Forschungszweig heißt «Paläoklimatologie») werden durch Auswertung natürlicher Klimaarchive wie beispielsweise Sedimentablagerungen am Grund von Ozeanen und Seen gewonnen», schreibt das Deutsche Klima-Konsortium (DKK) auf seiner Internetseite. Es vertritt Akteure der deutschen Klima- und Klimafolgenforschung.
Als Beispiel führt das DKK an, dass etwa in Eisstücken aus Grönland und der Antarktis Luftbläschen gefunden wurden. So gab es Proben der Atmosphäre, die bis zu 800 000 Jahre alt waren. Damit konnte die Luftzusammensetzung zu dieser Zeit untersucht werden. Informationen über jüngere Klimaschwankungen konnte die Forschung etwa mithilfe von Baumringen oder Korallen erhalten.
Gibt es natürliche Zyklen der Erde?
Forscherinnen und Forscher haben herausgefunden, dass es grundsätzlich natürliche Zyklen auf der Erde gibt. Diese sind jedoch Zehntausende bis Hunderttausende Jahre lang und meist auf Veränderungen im Sonnenzyklus zurückzuführen. Gemeint sind etwa die Milanković-Zyklen. «Diese Zyklen beeinflussen die Menge des Sonnenlichts und damit die Energie, die die Erde von der Sonne absorbiert. Sie bieten einen soliden Rahmen für das Verständnis langfristiger Veränderungen des Erdklimas, einschließlich des Beginns und des Endes von Eiszeiten in der Erdgeschichte», schreibt die US-Weltraumbehörde Nasa auf ihrer Internetseite.
Doch laut Nasa-Aussagen hat sich die Menge der von der Erde absorbierten Sonnenenergie basierend auf diesen Zyklen in den vergangenen 150 Jahren nicht sehr stark verändert. Satellitendaten zeigten etwa, dass die Sonneneinstrahlung in den vergangenen 40 Jahren sogar etwas abgenommen hat. Die Zyklen sind also keine Erklärung für die derzeitige Phase der raschen Erwärmung.
Was sagen Modellrechnungen?
Die Max-Planck-Gesellschaft (MPG), die sich in vielen Wissenschaftsfeldern um Grundlagenforschung bemüht, hat 2017 in einem Artikel beschrieben, dass sich der Temperaturanstieg der vergangenen Jahrzehnte in Modellrechnungen nicht reproduzieren lässt, wenn nur natürliche Einflüsse berücksichtigt werden: «Erst wenn man in den Klimadaten anthropogene, also menschengemachte Faktoren einbringt, stimmen sie mit den Beobachtungs- und Messdaten überein.» Der beobachtete Temperaturanstieg lässt sich demnach nicht mit der Sonne erklären. «Der Einfluss des Menschen auf das Klima ist um ein Vielfaches höher als jener der Sonne», schreibt die MPG.
Zum Behauptungen rund um das Thema Klimawandel gibt es weitere dpa-Faktenchecks (etwa hier und hier).
(Stand: 18.08.2022)
Links
Europäische Kommission zum Klimawandel (archiviert)
UN zum Klimawandel (archiviert)
Deutsches Klima-Konsortium zur Klimaforschung (archiviert)
Nasa zu Milanković-Zyklen (archiviert)
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