Studie aus Mexiko

Meist leichte Symptome nach Impfung bei einem Prozent der Untersuchten  

04.08.2022, 12:58 (CEST)

Zu den Corona-Impfstoffen gibt inzwischen viele Studien. Die meisten kommen zum Ergebnis, dass die Vakzine sicher sind - auch eine Studie aus Mexiko. In diesem Bericht über die Studie wird falsch zitiert.

Immer wieder werden seriöse medizinische Studien herangezogen, um Angst vor Corona-Impfungen zu schüren. Oft werden etwa einzelne Aussagen herausgepickt und aus dem Zusammenhang gerissen. Ein Blog schlägt nun Alarm, weil eine Studie angeblich ergeben habe, dass «etwa ein Prozent» der erstmals mit dem Biontech-Wirkstoff geimpften Menschen «später über unerwünschte neurologische Ereignisse geklagt» hätten, also Symptome in Bezug auf das Nervensystem. Aber das steht so nicht in der zitierten mexikanischen Untersuchung.

Bewertung

Die Studie wird falsch zitiert. Tatsächlich hatte knapp ein Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer generell Symptome nach der Impfung. Gut die Hälfte davon galt als «neurologisch». Der mit weitem Abstand größte Teil davon waren vorübergehende Beschwerden wie etwa Kopfschmerzen, Sinnesbeeinträchtigungen oder Schwächegefühl. Die Symptome sind zeitlich nach der Impfung aufgetreten. Das heißt aber nicht in allen Fällen, dass sie auch die Ursache war.

Fakten

Die Studie wurde am 18. Juni 2021 online veröffentlicht, im August 2021 dann auch in der Fachzeitschrift «Clinical Immunology». Sie hat Daten von mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff Comirnaty Geimpften aus dem mexikanischen Gesundheitssystem untersucht, die zwischen dem 24. Dezember 2020 und dem 12. Februar 2021 ihre erste Impfdosis erhalten haben. Dabei wurden neben berichteten Symptomen auch Daten wie Alter, Geschlecht, Beruf, Allergien, überstandene Corona-Infektionen oder Schwangerschaft erfasst.

Zudem wird zwischen schwerwiegenden und nicht schwerwiegenden Symptomen unterschieden. Die Studie definiert «nicht schwerwiegende Symptome nach der Impfung» («non-serious adverse effects following immunization») als Symptome, die nicht lebensgefährlich sind, zu einem Krankenhausaufenthalt oder zu einer dauerhaften Beeinträchtigung führten und entweder ohne medizinische Behandlung wieder verschwanden oder nur eine Behandlung der konkreten Symptome erforderten.

704 003 Menschen wurden im erwähnten Zeitraum erstmals mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer immunisiert. Es gab für diese Gruppe insgesamt 6536 Meldungen von Symptomen, die in den 30 Tagen nach der Impfung auftraten. 6536 entspricht einem Anteil von knapp 1 (0,93) Prozent an 704 003. Von den 6536 Symptom-Meldungen wurden 6503 (99,5 Prozent) Fälle als nicht-ernsthaft eingestuft und 33 als ernsthaft.

Von den 6536 Symptom-Meldungen insgesamt waren 4258 neurologischer Art. Das sind 0,6 Prozent von 704 003 - nicht 1 Prozent. Fast alle dieser Symptommeldungen wurden als nicht-ernsthaft eingestuft, dazu gehörten der Studie zufolge insbesondere Kopfschmerzen, vorübergehende Sinnesbeeinträchtigungen oder Schwächegefühl.

In 17 Fällen wurden ernsthafte neurologische Symptome festgestellt, das entspricht einem Anteil von 0,002 an der Gesamtzahl der betrachteten Geimpften. Der Anteil der ernsthaften Symptome insgesamt lag bei 0,005 Prozent, nämlich 33 Fällen. Insgesamt gilt für die gemeldeten Symptome, dass sie zwar nach der Impfung auftraten, aber nicht immer auch eine direkte Folge der Impfung sein müssen.

Die Untersuchung kommt - wie gleich am Anfang in der Zusammenfassung steht - zu dem Ergebnis, dass der Impfstoff «sicher» sei und sein «individueller und gesellschaftlicher Nutzen die Nachteile überwiegt».

(Stand: 3.8.2022)

Links

Blog-Artikel (archiviert)

Studie in «Clinical Immunology» (archiviert)

Informationen zu Comirnaty vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (archiviert)

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