Ukrainische Flüchtlinge
Sachsenhausen wehrt sich gegen Fake-News - Polizei ermittelt
13.7.2022, 15:01 (CEST)
Es sieht aus wie ein Social-Media-Post der Gedenkstätte Sachsenhausen, ist aber eine Fälschung: Demnach sollen angeblich auf dem ehemaligen Gelände des nationalsozialistischen Konzentrationslagers demnächst Flüchtlinge aus der Ukraine eine Unterkunft erhalten (archiviert). Doch das ist alles erfunden.
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Die angeblichen Social-Media-Posts sind manipuliert und stammen nicht von der Gedenkstätte. Die Polizei ermittelt wegen des Anfangsverdachts der Volksverhetzung.
Fakten
«Wir verurteilen es, dass zunehmend Fake-News mit Bezügen zur NS-Geschichte eingesetzt werden, um plumpe Propaganda zu betreiben», schreibt die Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg am 12. Juli 2022 auf ihren Social-Media-Accounts (hier, hier und hier).
Wegen des Anfangsverdachts der Volksverhetzung nach Paragraf 130 des Strafgesetzbuchs ermittelt inzwischen die Kriminalpolizei, wie ein Sprecher der Polizeidirektion Nord in Neuruppin (Landkreis Ostprignitz-Ruppin) der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mitteilt. Die Gedenkstätte hatte die Polizei zuvor gebeten zu prüfen, ob eine Straftat vorliege.
Was war passiert? In sozialen Medien wie Telegram, Facebook und Twitter wird im Juli 2022 etwa ein vermeintlicher Instagram-Post der Gedenkstätte verbreitet. Darin heißt es, auf dem Gelände des früheren nationalsozialistischen Konzentrationslagers sollten Flüchtlinge aus der Ukraine beherbergt werden. An den angeblich zur Verfügung gestellten Baracken hätten Banner mit der Aufschrift «Willkommen zu Hause» in den ukrainischen Farben Blau und Gelb gehangen.
Doch das ist alles gelogen, nichts davon stimmt. Die Posts, die angeblich von den offiziellen Sachsenhausen-Accounts auf Instagram oder Facebook stammen sollen, sind erfunden. Die Gedenkstätte hat solche Beiträge nie abgesetzt. Sie sind eine Fälschung, wie es in der Stellungnahme heißt.
Zur Bebilderung der Fake-Posts wurde ein altes Foto zweier Baracken manipuliert und mit dem vermeintlichen Banner versehen, wie die Gedenkstätte erklärt. «Das sind die sogenannten jüdischen Baracken mit den Nummern 38 und 39», erläutert der Sprecher der Gedenkstätte, Horst Seferens, auf dpa-Anfrage. Sie wurden 1961 aus Originalteilen rekonstruiert. «Die beiden Gebäude werden heute museal genutzt.»
Über die Urheber der Fake-News ist der Gedenkstätte nichts bekannt. «Es entspricht dem Schema der digitalen Desinformationskampagnen, deren Ursprung in der Regel in Russland ist», sagt Seferens. Offenbar gehe es darum, die ukrainischen Flüchtlinge und die Hilfsbereitschaft in Deutschland zu attackieren.
In der Form habe es das im Zusammenhang mit der Gedenkstätte bisher nicht gegeben: «Was eine neue Qualität ist, ist auf jeden Fall, dass gefakte Posts produziert werden, die aussehen sollen wie Posts der Gedenkstätte», so Seferens. «Das ist ein Vorgang, den wir noch nicht hatten.»
(Stand: 13.7.2022)
Links
Gedenkstätte Sachsenhausen auf Instagram über Fake-Post (archiviert)
Gedenkstätte Sachsenhausen auf Facebook über Fake-Post (archiviert)
Gedenkstätte Sachsenhausen auf Twitter über Fake-Post (archiviert)
Foto der beiden Baracken auf Tourismus-Seite (archiviert)
Telegram-Post mit Falschbehauptung über KZ Sachsenhausen (archiviert)
Tweet mit gefälschten Facebook- und Instagram-Post der Gedenkstätte Sachsenhausen (archiviert)
Facebook-Post mit Falschbehauptung über KZ Sachsenhausen (archiviert)
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