Raketenangriff in Ukraine

Screenshot irreführend: Ausgebranntes Einkaufszentrum war in Betrieb

28.06.2022, 17:41 (CEST), letztes Update: 01.07.2022, 11:11 (CEST)

Einträge in sozialen Medien zeigen, dass das von Russland attackierte Einkaufszentrum auch kurz vor der Angriff in Betrieb war - trotzdem behauptet das russische Militär Gegenteiliges.

Bei dem Raketenangriff auf ein Einkaufszentrum in der Ukraine sind mindestens 18 Menschen getötet worden. Das russische Verteidigungsministerium hat den Angriff auf Krementschuk zwar bestätigt - aber auch ohne Belege mitgeteilt: Das Einkaufszentrum sei gar nicht mehr in Betrieb gewesen. Userinnen und User im Internet behaupten, auch Hinweise bei Google Maps würden zeigen, dass das Einkaufszentrum schon lange geschlossen war (archiviert). Doch Beiträge von örtlichen Geschäften in den sozialen Medien führen zu einem gänzlich anderen Eindruck.

Bewertung

Das Einkaufszentrum war in Betrieb. Mehrere Geschäfte waren in den Tagen vor dem Angriff geöffnet. Google weist selbst darauf hin, dass Angaben über Öffnungszeiten falsch sein können.

Fakten

Einträge in den sozialen Medien und auf Online-Plattformen zeigen: Geschäfte im Einkaufszentrum «Amstor» haben bis vor wenigen Tagen oder Wochen um Kunden geworben oder über ihre Aktivitäten dort berichtet.

Noch am 24. Juni veröffentlichte etwa das Herren-Bekleidungsgeschäft «Town» einen Beitrag auf Facebook. Darin warb der Laden für Herrenhemden und verwies auf die Filiale im «Amstor»-Einkaufszentrum.

Ein Elektronikhändler aus Krementschuk postete im Juni beim Kartendienst Google Maps Fotos seiner Filiale im Einkaufszentrum. Eine andere ukrainische Elektronik-Kette schrieb nach dem Angriff, dass ein Mitarbeiter ihrer dortigen Filiale getötet worden sei.

Die Supermarktkette «Silpo» verweist auf ihrer Webseite ebenfalls auf Öffnungszeiten der Filiale im Einkaufszentrum in Krementschuk von 8 bis 21 Uhr. Am Montagabend schrieb «Silpo» auf seiner Instagram-Seite, nach dem Raketenangriff auf Krementschuk befänden sich sechs Mitarbeiter der Filiale im Krankenhaus.

In sozialen Medien wird zudem unter Berufung auf angebliche, nicht datierte Screenshots behauptet, das «Amstor»-Einkaufszentrum werde bei Google Maps als «dauerhaft geschlossen» angezeigt. Das ist aber kein eindeutiges Zeichen für eine Schließung, denn am 28. Juni wurde es als geöffnet angezeigt - trotz der Zerstörung.

Angaben bei Google Maps können recht einfach verändert werden und sind nicht immer zuverlässig. Wie auch auf den Screenshots zu sehen ist, warnt Google vor Fehlinterpretationen: «Die Informationen zu diesem Ort sind möglicherweise veraltet. Achte immer auf die Bedingungen vor Ort, die sich schnell ändern können.»

(Stand: 28.6.2022)

Links:

Post (archiviert)

Weiterer Post (archiviert)

Facebookeintrag vom Modegeschäft vom 24. Juni archiviert

Foto von Elektronikgeschäft vom Juni archiviert

Trauerbeitrag von Elektronikgeschäft archiviert

Öffnungszeiten des Supermarkt archiviert

Beitrag des Supermarkts zum Angriff archiviert

Angaben zu den Öffnungszeiten des Zentrums am 28. Juni archiviert

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