Papst Benedikt trägt im Original eine Polizei-Mütze

Ist Papst Benedikt XVI. ein Befürworter der SS? Das jedenfalls wird auf Facebook (archiviert) suggeriert, wo das ehemalige Oberhaupt der katholischen Kirche als «Nachfolger der Gestapo und SS» betitelt wird. Als Beweis für diese Behauptung dient ein Foto, auf dem man Benedict mit einer SS-Schirmmütze erkennt.

Bewertung

Das Bild ist bearbeitet. Im Original handelt es sich um eine Polizei-Mütze.

Fakten

Das auf Facebook kursierende Bild stammt im Original aus dem Jahr 2008, wie eine Foto-Rückwärts-Suche ergibt. Diese zeigt auch, unter welchen Umständen das Bild entstanden ist: Der inzwischen emeritiere Papst besuchte Sydney. Darüber berichteten mehrere Medien.

Hintergrund, Handbewegung und Licht sind auf den beiden Bildern identisch. Aber: Der Bildausschnitt ist minimal verändert und statt der angeblichen SS-Mütze trägt Benedikt XVI. im Original eine Polizei-Mütze. Als Fotoquelle wird die Agentur Reuters angegeben. Auf deren Website lässt sich das Foto auch finden.

Die Mütze, die auf dem manipulierten Bild zu sehen ist, ähnelt der Kopfbedeckung der SS, charakteristisch sind der Adler und der Totenkopf.

1927 geboren, war die Jugend von Papst Benedikt XVI. von der NS-Zeit überschattet. 1939 trat er laut der «Stiftung Geburtshaus Papst Benedikt XVI.» auf Anraten des örtlichen Pfarrers in das Erzbischöfliche Studienseminar St. Michael in Traunstein ein. Die Teilnehmer des Seminars waren zwangsweise der Hitlerjugend gemeldet worden. 1943 wurde er zur Flugabwehr berufen und kam ein Jahr später zum Reichsarbeitsdienst nach Österreich. Der Website des Erzbistums München kann man entnehmen, dass er kurz vor Kriegsende desertierte. Kurz darauf wurde er von der US-Armee gefangen genommen. Im Juni 1945 wurde er schließlich entlassen.

Die Geschichte, die dem Papst angedichtet wird, ist in den sozialen Netzwerken altbekannt: Personen mit Einfluss auf die Gesellschaft weisen angeblich eine Verbindung zum Nationalsozialismus auf. Einigen deutschen Politikern wurde beispielsweise eine familiäre Vergangenheit zum Nazi-Regime unterstellt, die Deutsche Presse-Agentur veröffentlichte dazu bereits einige Faktenchecks (hier oder hier).

(Stand: 21.6.2022)