Israelische Studie: Zusätzliche Impfung verbessert Schutz vor Covid-Infektion

13.06.2022, 12:37 (CEST)

Wie gut ist der Schutz vor einer Covid-Infektion, wenn man genesen beziehungsweise geimpft ist? Damit beschäftigte sich eine israelische Studie. Die Ergebnisse sind differenziert zu betrachten.

Weltweit wurden bereits Milliarden Menschen gegen das Coronavirus geimpft. Die Wirksamkeit und Sicherheit der Impfstoffe wird indes immer wieder in Frage gestellt. Angeblich beweise eine neue Studie mit Daten aus Israel, dass die natürliche Immunität nach einer Infektion einer Impfung überlegen sei (hier archiviert). Eine Impfung für Genesene sei gar «kontraindiziert». Doch die Studien- Ergebnisse sind deutlich differenzierter als im verbreiteten Beitrag (hier archiviert) dargestellt.          

Bewertung

Die Studie betrachtet ausschließlich die Delta-Variante und hat keine Aussagekraft bezüglich anderer Varianten wie zum Beispiel Omikron. Sie ist auch kein Beleg dafür, dass eine Impfung für Genesene nicht zu empfehlen ist. Im Gegenteil: Die Autoren stellen fest, dass der Schutz sowohl bei geimpften als auch bei genesenen Personen im Laufe der Zeit abnahm und eine zusätzliche Impfstoffdosis den Schutz für eine bestimmte Zeitspanne wiederherstellte.    

Fakten

Die Studie basiert auf Daten des israelischen Gesundheitsministeriums für August und September 2021, als dort die Delta-Variante vorherrschend war. Für die inzwischen am weitesten verbreitete Omikron-Variante und andere Varianten hat die Studie daher keine Aussagekraft, so die Autoren.

Vor Kurzem veröffentlichte Studien deuten etwa darauf hin, dass eine Omikron-Infektion nur einen schwachen Schutz gegen eine erneute Ansteckung mit derselben oder anderen Varianten bietet.  

Ein Ergebnis der israelischen Studie war tatsächlich: Bei gleichem Zeitabstand waren zuvor infizierte Personen besser vor Delta geschützt als Personen mit zwei Impfungen, die sich zuvor noch nicht infiziert hatten. Aber daraus lässt sich nicht ableiten, dass bezüglich des Schutzes eine Infektion einer Impfung vorzuziehen ist. Auch kann man daraus nicht folgern, dass es für genesene Personen nicht mehr notwendig ist, sich impfen zu lassen. 

Zusätzliche Impfung erneuert Schutz

Im Gegenteil: Die Studie zeigt, dass der Schutz gegen die Delta-Variante sowohl bei geimpften als auch bei genesenen Personen im Laufe der Zeit abnahm und eine zusätzliche Impfstoffdosis ihn wiederherstellte. So schreiben die Autoren: «Wir haben festgestellt, dass eine einzelne Dosis des Impfstoffs (...) das Schutzniveau der ersten Monate nach der Genesung oder der Impfung wiederherstellte.» 

Die Risiken einer Infektion sind weit höher als die der Impfung. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) ist eine Impfung der sicherste Weg, um einen Schutz vor Covid-19 aufzubauen.

«Das alleinige Durchmachen einer Infektion mit Sars-CoV-2 reicht nicht aus, um spätere Covid-19-Erkrankungen zu verhindern. Daher sollen auch Personen mit einer oder mehreren zurückliegenden Sars-CoV-2-Infektionen geimpft werden», so das RKI. Zwei Impfstoffdosen plus Auffrischungsimpfung bieten auch bei der Omikron-Variante einen sehr hohen Schutz gegen schwere Krankheitsverläufe.  

(Stand: 13.6.2022)

Links

Zitierte israelische Studie zu Immunität (archiviert)

Studie zu geringer variantenübergreifender Immunität ohne Impfung (archiviert)

Weitere Studie zu Immunität nach Omikron-Infektion (archiviert)

Studie zu Immunität nach Omikron- und Delta-Infektion (archiviert

RKI-Webseite zu Covid-Impfungen (archiviert)

BR-Faktencheck zu Infektionsschutz (archiviert)

dpa-Faktencheck zu Booster-Impfungen

Facebook-Post (archiviert)

Blog-Eintrag mit Falschbehauptung (archiviert)

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