Video: US-Militärgerät für Nato-Übung auf dem Weg von Deutschland ins Baltikum

28.04.2022, 11:11 (CEST)

Die Ukraine bittet international um Hilfe, um sich gegen die russische Invasion zur Wehr setzen zu können. Dabei geht es hauptsächlich um Waffen. Nach einigem Hin und Her hat sich Deutschland entschieden, Flugabwehrpanzer an die Ukraine zu liefern. Kommentare zu einem Video suggerieren aber, dieses zeige, dass Deutschland bereits Mitte April Panzer in die Ukraine geschickt habe (hier archiviert).

Bewertung

Im Video ist Militärgerät der US-Armee zu sehen. Es sei im Zusammenhang mit einer militärischen Übung von Nato-Verbündeten von Deutschland aus ins Baltikum transportiert worden, so die US-Militärvertretung in Europa.

Fakten

Die Bundesregierung hat noch keine schweren Waffen an die Ukraine geliefert. Unter schweren Waffen versteht man laut der Bundeszentrale für politische Bildung unter anderem Panzer oder Artillerie wie zum Beispiel Mehrfachraketenwerfer oder Kampfflugzeuge.

Deutschland entschied sich nach einigem Ringen, die Ukraine mit schweren Waffen im Abwehrkrieg gegen Russland zu unterstützen. Das kündigte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) am 26. April 2022 an. Es sollen Flugabwehrpanzer geliefert werden. Das entsprechende Video mit der Behauptung, es zeige deutsche Panzer auf dem Weg in die Ukraine, kursiert bereits (mindestens) seit dem 12. April.

Was sagt die Bundeswehr?

Das Faktencheck-Team der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hat schriftlich bei der Bundeswehr nachgefragt, was es mit dem Video auf sich habe. «Das Video zeigt schweres US-Gerät am polnischen Bahnhof Gniezno (Gnesen)», heißt es als Antwort.

Daraufhin fragte die dpa bei der zuständigen Stelle für die Vertretung der US-Armee in Europa wegen des Videos an. «Wir transportieren regelmäßig militärische Ausrüstung für Übungen und Schulungen mit unseren NATO-Verbündeten und -Partnern durch Europa», so die Erklärung in einer schriftlichen Antwort. Bei den Fahrzeugen in dem Video handele es sich um die selbstfahrende Artillerie Paladin und die dazugehörige Ausrüstung, «die zur Unterstützung einer geplanten Übung von Deutschland ins Baltikum transportiert wird». Als baltische Staaten werden Estland, Lettland und Litauen bezeichnet - die allesamt Nato-Mitglieder sind.

Aufnahmeort des Videos

Eine Geolokalisierung per Google Maps bestätigt, dass das Video in Polen am Bahnhof von Gniezno aufgenommen wurde. Die Stadt liegt im Westen des Landes in der Nähe der Stadt Poznan (Posen).

Bei einer Ansicht des Bahnhofs aus der Vogelperspektive ist ein Turm zu sehen, der auf der Höhe des zweiten Wartebereiches steht. Dieser Turm ist im Video auf der rechten Seite zu erkennen.

Durch eine Ausrichtung der Google-Maps-Karte nach Norden wird deutlich, dass der Zug sich gen Osten bewegte. Ein Blick auf das Schienennetz von Polen zeigt, dass er auf dem Weg Richtung Torun war. Die entsprechende Eisenbahnstrecke führt nach Nord-Osten in Richtung der baltischen Staaten - nicht östlich in Richtung Ukraine.

(Stand: 28.4.2022)

Links

Facebook-Post (archiviert)

bpb zu schweren Waffen (archiviert)

Tweet von Verteidigungsministerium zu Waffenlieferung (archiviert)

Google Maps: Gniezno

Schienennetz von Polen (archiviert)

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com