Vergleich irreführend: Ergebnisse von Le Pen stammen aus verschiedenen Runden der Präsidentschaftswahlen

28.04.2022, 10:39 (CEST)

Die rechte und nationalistische Politikerin Marine Le Pen hat in den vergangenen Jahren immer wieder versucht, französische Präsidentin zu werden. In einer Text-Kachel auf Facebook werden Prozentzahlen aus den Jahren 2012, 2017 und 2022 aufgelistet (archiviert). Das wirkt, als ob der Zuspruch für Le Pen in den vergangenen zehn Jahren stark gestiegen sei. Aber stimmt der Eindruck?

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Die Zusammenstellung ist irreführend, denn verglichen werden Zahlen aus verschiedenen Runden der französischen Präsidentschaftswahlen: Der Wert aus dem Jahr 2012 stammt aus der ersten Runde, die beiden jüngeren jeweils aus der zweiten.

Fakten

Das französische Wahlsystem sieht bei den Präsidentschaftswahlen in der Regel zwei Wahlgänge vor. In der ersten Runde müsste ein Kandidat auf Anhieb eine absolute Mehrheit (mindestens 50 Prozent der Stimmen) auf sich vereinen, um gewählt zu werden. Das ist seit dem Bestehen der fünften Republik und dem Prinzip der Direktwahl aber noch nie der Fall gewesen - immer war eine Stichwahl nötig.

Diese findet zwei Wochen nach dem ersten Durchgang statt. Dann können sich die Wahlberechtigten nur noch zwischen den beiden Kandidatinnen oder Kandidaten entscheiden, die im ersten Wahlgang auf den ersten beiden Plätzen gelandet sind.

Marine Le Pen hat 2017 und 2022 die zweite Runde erreicht und dort jeweils gegen den Liberalen Emmanuel Macron verloren. Im Jahr 2012 war sie ebenfalls angetreten, allerdings schon in der ersten Runde ausgeschieden. Die Stichwahl damals fand zwischen dem Sozialisten François Hollande und dem Konservativen Nicolas Sarkozy statt. Hollande gewann.

Die gezeigten Prozentzahlen für die Jahre 2017 und 2022 stammen aus den jeweils zweiten Runden. 2017 verlor Le Pen mit rund 34 Prozent der Stimmen gegen Macron (66 Prozent). 2022 verbesserte sie sich auf rund 41 Prozent (Macron: 59), unterlag aber erneut.

Der Vergleich mit dem Wert Le Pens aus der ersten Runde im Jahr 2012 (rund 18 Prozent) ist irreführend. Vergleicht man die Zahl mit den Ergebnisse in den jeweils ersten Runden, fällt der Anstieg deutlich geringer aus als in der Text-Kachel: Nach 18 Prozent im Jahr 2012 kam Le Pen 2017 auf rund 21 und 2022 auf rund 23 Prozent.

(Stand: 27.4.2022)

Links

Informationen zum französischen Wahlrecht (archiviert)

Übersicht der Präsidentschaftswahlen seit 1965 (archiviert)

Ergebnisse aus dem Jahr 2012 (archiviert)

Ergebnisse aus dem Jahr 2017 (archiviert)

Ergebnisse aus dem Jahr 2022 (archiviert)

Beitrag auf Facebook (archiviert)

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