Impfpflicht aus politischen Gründen? Nein, Lauterbach-Tweet gefälscht

14.04.2022, 17:01 (CEST)

In der Corona-Pandemie scheiden sich am SPD-Gesundheitsexperten und heutigen Bundesminister Karl Lauterbach die Geister. Der Screenshot eines vermeintlichen Tweets unterstellt dem Medizinprofessor nun, er sehe die allgemeine Impfpflicht gegen das Coronavirus vor allem als politische Entscheidung. «Um die Demokratie in Deutschland zu retten, ist es nach wie vor wichtig, die Impfpflicht durchzusetzen», soll er getwittert haben (archiviert). Medizinische Gründe seien gegenüber politischen nur zweitrangig.

Bewertung

Es gibt keinerlei Belege für die Echtheit des Tweets - im Gegenteil.

Fakten

Mit einer Suche nach dem vermeintlichen Tweet in der Timeline von Lauterbachs Profil ist erfolglos. Mit den Suchbegriffen «Demokratie» und «Impfpflicht» gibt es keine Treffer. Auch bei der Recherche in Internetarchiven lässt sich kein Nachweis finden.

«Der Tweet ist ein Fake», antwortet am 14. April 2022 ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums auf die Frage der Deutschen Presse-Agentur (dpa), ob Lauterbach jemals solch einen Tweet abgesetzt habe.

Der verbreitete Screenshot nutzt zudem veraltete Angaben aus Lauterbachs Twitter-Profil. Seit seinem Einzug ins Bundeskabinett am 8. Dezember 2021 nennt der Politiker seinen Titel vor dem Namen. Während er am 7. Dezember noch als «Karl Lauterbach» firmiert, ist seine Bezeichnung spätestens seit 13. Dezember «Prof. Karl Lauterbach».

Reine Screenshots von angeblichen Tweets sind stets mit höchster Vorsicht zu genießen. Solche Aufnahmen sind sehr einfach und schnell zu manipulieren, indem etwa von einem Original-Tweet am Computer der Text ausgetauscht und davon ein Schnappschuss erstellt wird.

(Stand: 14.4.2022)

Links

Twitter-Suche nach «Demokratie» und «Impfpflicht» in Lauterbach-Profil (archiviert)

Bundestag über Vereidigung des Bundeskabinetts unter Kanzler Scholz (archiviert)

Lauterbach-Twitter-Profil am 7.12.2021 (archiviert)

Lauterbach-Twitter-Profil am 13.12.2021 (archiviert)

Fake-Tweet (archiviert)

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com