Blogbeitrag rechnet mit falschen Zahlen: Kein Beleg für Unwirksamkeit der Corona-Impfungen

12.4.2022, 16:36 (CEST)

Menschen mit Corona-Impfung sind besser vor schweren Verläufen und Krankenhausaufenthalten geschützt als solche ohne Impfung. In einem Blogbeitrag (archiviert) werden nun Corona-Fallzahlen mit Informationen zum Impfstatus aus Kanada herangezogen. Angeblich wird durch die Zahlen deutlich, dass Geimpfte häufiger infiziert seien, öfter hospitalisiert werden und die Sterberate ebenfalls höher wäre. Zudem sei die Corona-Impfung angeblich eine «Gentherapie» und würde zu «Vakzine-AIDS» führen.

Bewertung

Der Blogbeitrag rechnet mit falschen Zahlen. Die Zahl der Menschen ohne Impfung war zum angenommenen Zeitpunkt deutlich geringer als angegeben. Impfungen gegen das Coronavirus sind nachweislich sicher und wirksam. Sie sind zudem keine Gentherapeutika und es gibt keine Hinweise, dass sie das Immunsystem schädigen.

Fakten

Die im Blogbeitrag genannten Zahlen gehen auf tägliche Corona-Lageberichte der kanadischen Regierung zurück. In einer Tabelle in dem Blogbeitrag wird der Fehler deutlich. Es wird mit einer falschen Zahl von Ungeimpften gerechnet. Die Tabelle unterstellt, dass zum Zeitpunkt Ende Februar 13,31 Millionen Menschen ungeimpft gewesen sein sollen, dabei waren es laut den offiziellen Zahlen tatsächlich 5,88 Millionen Menschen. 84,52 Prozent der Kanadier waren zu diesem Zeitpunkt mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft.

Durch die falsche Zahl der Ungeimpften verliert auch die Rechnung in dem Blogbeitrag ihre Grundlage, da sich im Verhältnis auch die errechneten Inzidenz-Zahlen verändern, die in der Tabelle angezeigt werden. Exakt lässt sich die Rechnung nicht nachvollziehen, da der Blog-Beitrag nicht offenlegt, mit welchen Covid-Fallzahlen er arbeitet. Aber wenn die angenommenen Anzahl Covid-Fälle auf eine kleinere Anzahl Menschen ohne Impfung entfällt, dann steigt damit die errechnete 7-Tage-Inzidenz.

Die offiziellen Angaben der kanadischen Regierung zeigen vielmehr, dass die Auffrischungsimpfung einen wirksamen Schutz gegenüber der Omikron-Variante bietet. Zu diesem Schluss waren zum Jahreswechsel 2021/22 auch das deutsche Robert Koch-Institut (RKI) und Immunologen gekommen. «Die Wirksamkeit der Covid-19-Impfung gegenüber Hospitalisierung scheint bei Infektion mit der Omikron-Variante reduziert, aber immer noch gut zu sein», heißt es vom RKI.

Auch die Behauptung aus dem Blogbeitrag, von der Corona-Impfung gehe eine besondere Gefahr für den Menschen oder gar eine Veränderung des Erbguts aus, ist falsch. Eine Impfung mit der mRNA-Technologie, auf der die Corona-Impfungen von Moderna und Biontech/Pfizer beruhen, verändert das menschliche Erbgut nicht. Das hat Deutsche Presse-Agentur bereits in mehreren Faktenchecks (hier und hier) erklärt. Die Informationen der RNA werden nicht in die menschliche DNA eingebaut. Es handelt sich bei der Impfung also nicht um eine «Gentherapie».

(Stand: 11.4.2022)

Links

Facebook-Post mit Behauptung (archiviert)

Blogbeitrag mit Behauptung (archiviert)

Archivierte Seite der kanadischen Regierung über Impffortschritt

Archivierte Seite des täglichen Corona-Lageberichts der kanadischen Regierung

RKI über Impfstoff-Wirksamkeit bei Omikron (archiviert)

dpa-Faktencheck zur Schutzwirkung von Corona-Impfungen

dpa-Faktencheck zu mRNA-Impfstoffen 1

dpa-Faktencheck zu mRNA-Impfstoffen 2

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com