Aufnahme mit Puppe zeigt Dreharbeiten in Russland - Kein Beweis für Fälschung

11.4.2022, 17:37 (CEST)

Seit die Gräueltaten im Kiewer Vorort Butscha öffentlich bekannt geworden sind, kolportieren unterschiedliche russische Kanäle, Aufnahmen der getöteten Menschen seien gefälscht - vermeintliche Beweise für diese These haben die Behauptungen nie gestützt. Wenige Tage nachdem die Fotos aus Butscha um die Welt gingen, wird in einem Facebookpost behauptet, eine Videoaufnahme zeige die Vorbereitung eines angeblichen «Fake-Videos». «Im Internet ist ein Video aufgetaucht, in dem anscheinend IPSO-Mitarbeiter eine Schaufensterpuppe vorbereiten, um die nächsten gefälschten "Morde an Zivilisten durch Russen" zu filmen», heißt es in dem Post (archiviert). Stimmt das?

Bewertung:

Das Video zeigt Dreharbeiten für eine Fernsehserie in Russland und ist darum kein Beweis für vermeintlich inszenierte Todesopfer in der Ukraine.

Fakten:

In dem Video ist zu sehen, wie zwei Männer - einer davon in militärisch anmutender Tarnkleidung - an einer männlichen Schaufensterpuppe arbeiten. Es handelt sich dabei um eine Schaufensterpuppe, die für Dreharbeiten eingesetzt wird: Eine Frau aus Russland, die sich selber als «zweite Regisseurin» bezeichnete, hat dies offen gelegt. Die Aufnahmen zeigen also nicht die Vorbereitung einer Puppe für eine Inszenierung.

Die Frau hat mehrere weitere Aufnahmen von den Dreharbeiten und Arbeiten mit der Puppe veröffentlicht: Darin ist immer wieder derselbe Mann wie im ersten Video bei Arbeiten an der Puppe zu sehen. Später wird die Puppe für einen Stunt vor einem Hochhaus von einem Kran geworfen. Der Frau zufolge handelt es sich um den Stuntkoordinator der Filmcrew. Deutlich zu sehen ist, dass an seiner camouflierten Jacke keine militärischen Abzeichen sichtbar sind.

Ein Vergleich verschiedener Orte in diesen und weiteren Videos und Fotos mit Bildern auf Google Maps zeigt, dass die Aufnahmen der Puppenicht wie behauptet in der Ukraine gemacht worden sind, sondern in Russland: in einem Vorort von Sankt Petersburg. Das Video ist darum kein Beweis für vermeintliche Fälschungen in der Ukraine. Unklar ist aber, für welche Serie die Puppe verwendet wurde.

(Stand: 11.4.2022)

Links:

Post (archiviert)(Video archiviert)

Post von Regisseurin (archiviert)

wegen diverser verbundener Videos und Fotos nicht archivierbarer Facebook-Post der Regisseurin

Separat archivierte Fotos und Videos aus obigem Post: Foto Puppe (1),Foto Puppe (2), Video mit Stunt mit Puppe, Video der Arbeit an der Puppe, Video der Dreharbeiten (1), Video der Dreharbeiten (2), Foto der Dreharbeiten (1), Foto der Dreharbeiten (2)

Instagram-Profil der Regisseurin (archiviert, Foto der Puppe bei Instagram archiviert)

Ort der Dreharbeiten (archiviert)

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