Kanadische Feuerwehr spendete Jacken an ukrainische Kollegen

01.04.2022, 16:34 (CEST), letztes Update: 01.04.2022, 16:45 (CEST)

Seitdem russische Truppen Ende Februar in die benachbarte Ukraine einmarschierten, wurde der Nachrichtensender CNN mehr als einmal beschuldigt, gefälschte Nachrichten verbreitet zu haben. Die dpa hat bereits mehrere Faktenchecks (hier und hier) verfasst, die belegen, dass solche Vorwürfe unbegründet waren. Nun gibt es eine neue Behauptung: CNN würde Aufnahmen von einem Brand im kanadischen Edmonton als Bericht aus der Ukraine zeigen. In dem CNN-Fragment, das in den Deutschland geteilt wird (hier), ist eine Feuerwehruniform mit «Edmonton» auf dem Rücken zu sehen. Wie kann das sein?

Bewertung:

Die Behauptung ist falsch. Die Bilder zeigen einen kürzlichen Brand in Lwiw, Ukraine. Die Feuerwehrjacke mit dem Schriftzug «Edmonton» stammt aus Sachspenden, die ukrainische Feuerwehrleute in den vergangenen Jahren von verschiedenen Feuerwehren aus Kanada erhalten haben.

Fakten:

Der Clip, der in den sozialen Medien in Deutschland verbreitet wird, ist ein Live-Gespräch zwischen den Reportern John Berman und Don Lemon vom 26. März. Beide befanden sich zu diesem Zeitpunkt in Lwiw in der Ukraine. Dabei stand Lemon bei einem Feuer in einem Treibstofflager in der Stadt. Das Feuer begann, als das Lager von einer russischen Rakete getroffen wurde. Lemon berichtete mehrfach über die brennenden Öltanks. Dieser Bericht lief um 18.30 US-Zeit und ist auch online verfügbar.

Es hat also am Tag der Berichterstattung in Lwiw gebrannt und Lemon ist dort mehrfach aus verschiedenen Positionen vor die Kamera getreten. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat über Google Maps die genaue Straße ausfindig gemacht, in der der Reporter bei dem fraglichen Video stand. Es handelt sich um die Zubryts'koho Street im Norden von Lwiw. Das niedrige, weiße Haus und das Tor mit zwei spitzen Pfeilern dahinter sind in dem online geteilten Fragment deutlich zu erkennen. Lemon war sicherlich nicht in Edmonton, Kanada. Er war in Lwiw.

Wie kommt es aber dazu, dass auf dem Bild eine Feuerwehruniform mit dem Namen «Edmonton» zu sehen ist? Auch Nieuwscheckers, die Faktencheck-Plattform der Universität Leiden in den Niederlanden, ging dem nach und fand die Erklärung: Die Feuerwehr Edmonton spendete Material an die ukrainische Feuerwehr. Die kanadische Organisation «Firefighter Aid Ukraine» bestätigte auf Facebook, dass die exponierte Jacke von der Feuerwehr aus Edmonton gespendet wurde.

Nachdem im Internet Gerüchte aufgetaucht waren, dass die Bilder von CNN missbraucht wurden, teilte Firefighter Aid Ukraine weitere Beweise dafür, dass sie die Jacken mit «Edmonton» auf der Rückseite 2017 nach Lwiw geliefert hatten. Als User auch damit nicht zufrieden waren, postete der Administrator ein weiteres Foto, zusammen mit den Metadaten seines Telefons. Das Foto der Spende wurde tatsächlich am 15. September 2017 aufgenommen.

Zudem zeigte auch ein Nachrichtenartikel aus dem Jahr 2017, dass die Feuerwehr von Edmonton damals in die Ukraine reiste, um ihre Ausrüstung zu spenden. Als diese Jacke im März 2022 auf CNN erschien, sagte Kevin Royle, Feuerwehrmann bei den Edmonton Fire Rescue Services und Gründer von Firefighter Aid Ukraine, seine Organisation spende seit fast einem Jahrzehnt Ausrüstung an ihre Kollegen in dem osteuropäischen Land.

Es gibt also für die kanadische Feuerwehrjacke in Lwiw eine logische Erklärung. CNN versuchte niemanden zu täuschen, sondern berichtete nahe dem Brandort über ein Feuer, das vom Einschlag einer russischen Rakete verursacht wurde.

(Stand vom: 01/04/2022)

Links:


Facebookpost (archiviert)

Ältere dpa-Faktenchecks über CNN hier und hier

CNN-Bericht (archiviert)

Bericht über den Brand in Lwiw (archiviert)

ntv-Bericht über den Brand (archiviert)

Späterer CNN-Beitrag (archiviert)

Exakte Location auf Google Maps (archiviert)

Niederländische Faktenchecker Nieuwscheckers (archiviert)

Facebook Post Firefighter Aid Ukraine I (archiviert)

Facebook Post Firefighter Aid Ukraine II (archiviert)

Facebook Post Firefighter Aid Ukraine III (archiviert)

Artikel über die Spende 2017 (archiviert)

Artikel über die Jacke 2022 (archiviert)

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com