Corona-Impfpflicht bereits in mehreren Ländern in Kraft

01.04.2022, 14:32 (CEST)

Kommende Woche soll im Bundestag über eine allgemeine Impfpflicht abgestimmt werden. In einem offenen Brief an die Abgeordneten, der auf mehreren Online-Portalen veröffentlicht wurde, spricht sich Uwe Kranz gegen eine generelle Impfpflicht aus (archiviert). Deutschland wäre angeblich das einzige Land mit solch einer Regelung, heißt es. Im Zusammenhang mit der Covid-Impfung müsse man hierzulande laut Kranz «mindestens von deutlich über 45 000 Tote ausgehen» (Fehler im Original). Die Rede ist von «gentherapeutischen experimentellen Injektionsstoffen».

Bewertung

Deutschland wäre nicht das erste Land mit einer Corona-Impfpflicht. Es gibt keinen Beleg für die angegebene Zahl der Toten. Das Paul-Ehrlich-Institut geht von weniger als 100 Fällen aus, bei denen ein ursächlicher Zusammenhang mit der Impfung möglich oder wahrscheinlich ist. Corona-Impfungen sind keine Gentherapien.

Fakten

Es gibt mehrere Länder, die bereits eine Impfpflicht eingeführt haben, darunter Ecuador, Indonesien, Turkmenistan und Tadschikistan. In einigen Ländern sind nur ältere Menschen verpflichtet, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. So gilt in Italien seit Anfang des Jahres eine Impfpflicht für über 50-Jährige. Österreich führte zwar eine Impfpflicht ein, setzte sie aber noch vor Beginn der Umsetzung aus.

Es gibt keine Belege dafür, dass in Deutschland im Zusammenhang mit der Impfung Zehntausende gestorben sind. Im Sicherheitsbericht vom 7. Februar 2022 nannte das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zwar 2 255 Verdachtsfallmeldungen, in denen von einem tödlichen Ausgang in zeitlichem Abstand zur Impfung berichtet wurde. Ein ursächlicher Zusammenhang sei hingegen in nur 85 der Fälle möglich oder wahrscheinlich.

Auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur teilte eine Sprecherin des PEI mit, dass die die pauschalen Aussagen in dem offenen Brief falsch seien. So handele es sich bei den Zahlen nicht um bestätigte Nebenwirkungen, sondern lediglich um Verdachtsfälle. Diese seien nicht dazu geeignet, Aussagen zur Sicherheit von Impfstoffen zu machen.

Auch die Behauptung, dass mRNA-Impfstoffe das Erbgut verändern, ist nicht richtig. Bei den Impfstoffen handelt es sich nicht um «gentherapeuthische», sondern genbasierte Impfstoffe. Sie verfolgen das Konzept, den Körper die Antigene gegen das Coronavirus selbst herstellen zu lassen.

Es bestünde kein erkennbares Risiko der Integration der mRNA ins menschliche Genom, teilte das Paul-Ehrlich-Institut, das in Deutschland für die Zulassung von Impfstoffen zuständig ist, mit. «Das aus DNA bestehende Genom befindet sich im Zellkern, wohin die mRNA normalerweise nicht gelangt», hieß es weiter.

(Stand: 29.3.2022)

Links

Brief an Bundestag (Quelle: Freie Welt) (archiviert)

Paul-Ehrlich-Institut zu DNA/mRNA (archiviert)

RND-Artikel zur Impfpflicht vom 17.3.2022 (archiviert)

Artikel über Impfpflicht in Italien (archiviert)

Covid-19-Sicherheitsbericht des PEI (archiviert)

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