Video mit Traktoren ist Jahre alt und entstand nicht in der Sahara

24.3.2022, 14:23 (CET)

Kaum raus aus der Waschanlage, da war das Auto auch schon wieder dreckig. Schuld daran war vergangene Woche die große, durch einen Sandsturm ausgelöste Staubwolke, die von der Sahara nach Europa zog und auch hierzulande für beeindruckende Farbspiele sorgte. In Beiträgen in den sozialen Medien wird behauptet, die Staubwolke sei angeblich künstlich erzeugt worden - von einer Reihe Traktoren, die den Staub aufgewirbelt haben sollen. Ein angebliches Beweis-Video (archiviert) wurde mehrfach geteilt.

Bewertung

Das Video hat nichts mit dem Saharastaub im März 2022 zu tun. Es wurde bereits vor einigen Jahren in einem brasilianischen Beitrag zum Thema Landwirtschaft gezeigt.

Fakten

Es kommt immer mal wieder vor, dass Saharastaub über Europa zieht. Doch die Menge in der Woche vom 14. März war außergewöhnlich, gar «historisch», wie es der europäische Kopernikus-Atmosphärenüberwachungsdienst CAMS auf seiner Homepage beschreibt.

Das Video hat jedoch nichts mit diesem Phänomen zu tun; aktuell ist es auch nicht. Der Clip wurde auch zusammen mit der ebenfalls falschen Behauptung verbreitet, es handle sich um eine Aktion in Saudi-Arabien, die dem Irak schaden solle.

Der belgische Faktenchecker Rien Emmery hat die mutmaßliche Originalquelle des Videos ausgemacht und in einem Tweet erwähnt. Er fand den Ausschnitt in einem Beitrag des brasilianischen Youtube-Kanals «Agroband Oficial». Gezeigt werden demnach Traktoren bei der Erntearbeit. Dass dabei mitunter viel Staub aufgewirbelt werden kann, zeigen auch andere Videos, auf denen ein ähnliches Szenario abgebildet ist.

In einigen der jetzt veröffentlichten Beiträge fällt auf, dass ein kleinerer Bildausschnitt gewählt wurde als in dem brasilianischen Video. Dadurch ist der Grünstreifen am Feldrand nicht mehr zu sehen. Möglicherweise sollte so der Eindruck erweckt werden, das Video sei in der Sahara aufgenommen worden.

Ob das brasilianische Video die Originalquelle ist und wo es gefilmt wurde, lässt sich kaum überprüfen. Laut Titel des Videos wurde es von Zuschauern des Kanals aufgenommen. Eine konkretere Quellenangabe gibt es nicht. Eine Bilderrückwärtssuche liefert keine Hinweise auf eine frühere Veröffentlichung des Materials. Sicher ist aber, dass es bereits lange vor den Sandstürmen 2022 aufgenommen wurde.

(Stand: 24.3.2022)

Links

Facebook-Beitrag (archiviert)

Atmosphere Monitoring Service Copernicus (archiviert)

Tweet mit Fundstelle (archiviert)

Brasilianische Sendung (archiviert)

Youtube-Video mit ähnlichem Szenario (archiviert)

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com