USA setzten auch unter Trump auf Luftangriffe - Drohnenprogramme wurden ausgeweitet

16.03.2022, 11:28 (CET)

Donald Trump ist seit mehr als einem Jahr nicht mehr US-Präsident. Seine Amtszeit beschäftigt aber offenbar weiter viele Menschen. In einem Sharepic auf Facebook (archiviert) wird Trumps Außen- und Verteidigungspolitik mit der seines Amtsvorgängers Barack Obama verglichen. Über Obama heißt es: «Warf Bomben Alle 20 Minuten 8 Jahre lang» und «Friedens Nobelpreisträger» (Rechtschreibung wie im Original). Trump hingegen wird bescheinigt: «Warf niemals Bomben», dennoch gelte er als «Kriegstreiber». Ist diese Gegenüberstellung von Fakten gedeckt?

Bewertung

Das Sharepic macht falsche Angaben. Auch unter Donald Trump haben die USA bewaffnete Konflikte geführt und noch einmal stärker als unter Obama bewaffnete Drohnen eingesetzt. Die Angabe über die Bombenabwürfe unter der Regierung Obamas ist ungenau.

Fakten

Die Behauptung, unter Donald Trump hätten die USA «niemals» Bomben abgeworfen, ist falsch. Trump übernahm mit seinem Amtsantritt im Jahr 2017 auch die Verstrickungen in mehrere bewaffnete Konflikte, die die USA unter seinen Vorgängern begonnen und geführt hatten. Das prominenteste Beispiel ist der Krieg in Afghanistan, wo US-Soldaten von 2001 bis 2021 kämpften. Dabei setzten die USA und die von ihr angeführten Nato-Missionen auch auf Luftangriffe. In der Amtszeit von Donald Trump gab es dabei mehrfach Berichte über zivile Opfer, etwa im November 2018 und im März 2019.

Über Trump heißt es immer wieder, er habe die USA anders als seine Amtsvorgänger aus bewaffneten Konflikten herausgehalten. In seiner Amtszeit kam es jedoch zum Beispiel zur Eskalation des Konflikts mit dem Iran. Zum Jahreswechsel 2019/2020 befahl Trump nach Angriffen auf die US-Botschaft im Irak die Tötung des iranischen Kommandeurs Ghassem Soleimani per Drohnenangriff in Bagdad. In diesem Zusammenhang wurden auch Tausende zusätzliche US-Soldaten in die Region geschickt.

Trump setzte mit seinem Amtsantritt im Jahr 2017 zudem die Strategie der Drohnenangriffe seines direkten Vorgängers Barack Obama fort. Erhebungen von Investigativjournalisten zufolge wurden solche Programme unter Trump stark ausgebaut - in Afghanistan, Pakistan, dem Jemen und im Kampf gegen die Terrormiliz Al-Shabaab in Somalia. Gleich zu Beginn von Trumps Amtszeit kam es immer häufiger zu solchen Angriffen. Kampfdrohnen können bei Luftschlägen sowohl Raketen abfeuern als auch Bomben abwerfen.

Das Budget für Drohnenprogramme ist Wissenschaftlern zufolge unter Trump weiter gewachsen. Mit einem Dekret nahm er 2019 zudem eine Entscheidung von Obama zurück, wonach die Zahl der zivilen Opfer von Drohnangriffen regelmäßig veröffentlicht werden musste. An der US-Drohnenstrategie gab es bereits unter Obama viel Kritik, auch weil viele der Einsätze im «Krieg gegen den Terror» verdeckt durchgeführt werden und rechtlich umstritten sind.

Über Obama heißt es im Sharepic, er habe während seiner acht Jahre als US-Präsident «alle 20 Minuten» Bomben abwerfen lassen. Eine Quelle wird für diese Zahl jedoch nicht genannt. Es handelt sich vermutlich um eine Fehlinterpretation einer Zahl, die sich nur auf das Jahr 2016 bezieht: Einer Auswertung des Thinktanks «Council on Foreign Relations» zufolge setzten die USA in diesem Zeitraum 26 171 Bomben oder vergleichbare Waffen ein - zumeist mittels Kampfdrohnen. Die Zahl entspricht tatsächlich etwa einer Bombe alle 20 Minuten. Sie bezieht sich jedoch nicht auf Obamas gesamte achtjährige Amtszeit.

(Stand: 15.3.2022)

Links

AP-Bericht über US-Luftangriff in Afghanistan (28.11.2018) (archiviert)

Reuters-Bericht über weiteren US-Luftangriff (25.3.2019) (archiviert)

dpa-Faktencheck zu bewaffneten Konflikten unter Trump (4.3.2022)

«Slate» über Tötung von Ghassem Soleimani (5.1.2020) (archiviert)

«Military.com» über Entsendung von US-Truppen in den Nahen Osten (10.1.2020) (archiviert)

«Bureau of Investigative Journalism» mit Zahlen zu Drohnenangriffen (archiviert)

CNN über Trumps Strategie in Somalia (30.3.2017) (archiviert)

«Council on Foreign Relations» über Trumps Strategie (2.3.2017) (archiviert)

Bard College über Drohnen-Budgets der USA (archiviert)

BBC-Bericht über Trump-Dekret (7.3.2019) (archiviert)

«Netzpolitik.org» über Whistleblower-Enthüllungen über Drohnenprogramm (15.10.2015) (archiviert)

Auswertung des «Council on Foreign Relations» (5.1.2017) (archiviert)

Beitrag auf Facebook (archiviert)

Beitrag auf Telegram (archiviert)

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