Französisches Militär in Wien – kein russischer Angriff

Am 24. Februar hat das russische Militär damit begonnen, die Ukraine anzugreifen. Auf Telegram kursiert inzwischen die Meldung (archiviert), das Militär wäre seit dem 7. März auch in Wien angekommen und führe dort Verhaftungen durch. Der User spricht in einer Sprachnachricht von zu erwartenden Sprengungen und einem Arbeitsverbot im 19. Bezirk. In der darauffolgenden Nachricht verweist auf einen Artikel des österreichischen Newsportals «Heute» (archiviert).

Bewertung

Anfang März durchquerte ein Militärkonvoi mit französischen Fahrzeugen Wien. Berichte über Verhaftungen durch russische Soldaten in Österreich sind frei erfunden.

Fakten

In dem Artikel sind neben einigen Fotos auch zwei Videos zu sehen, die eine Militärkolonne in Wien zeigen sollen. Eine Überprüfung zeigt: Sie wurden tatsächlich in der österreichischen Hauptstadt aufgenommen. Anhand prägnanter Merkmale (Fahnen, Löwenabbildungen vor Schloss Schönbrunn, Straßenführung) aus den kurzen Filmen lässt sich mit Hilfe von Google Maps und Google Earth herausfinden, dass der erste Clip am Hietzinger Kai aufgenommen wurde. Das zweite Video zeigt den Militärkonvoi, wie er über die Schloßallee fährt.

Laut «Heute» wurden die Videos am Sonntagabend und Montagmorgen aufgenommen (6. und 7. März 2022). Die Rückwärtssuche ergibt keine früheren Ergebnisse mit denselben Fotos beziehungsweise Videos. Es ist somit davon auszugehen, dass es sich hierbei um aktuelle Originalaufnahmen handelt.

Deutlich zu erkennen ist ein Auto mit der Aufschrift «CIRCULATION». Bei dem britischen Foto-Anbieter Alamy finden sich mehrere Aufnahmen von französischen Militärfahrzeugen des gleichen Typs (Peugeot P4) mit der gleichen Beschriftung. Das deckt sich mit der Recherche der «Heute»- Redaktion. Diese hat Michael Bauer, Oberst beim österreichischen Bundesheer, dazu befragt. Er erklärte, dass es sich um Fahrzeuge des französischen Militärs auf dem Weg nach Ungarn handelt. Bauer bestätigte die Information auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Außerdem: Hätte ein russischer Militärkonvoi tatsächlich Österreich erreicht - und zuvor mehrere Staaten durchquert, hätte das sicher öffentliche Reaktionen und Medienberichte ausgelöst. Das ist nicht der Fall.

(Stand: 10.3.2022)