Falsche Aussagen zur Corona-Impfung - Anzeigenblatt druckt Leserbrief
27.1.2022, 12:59 (CET)
Immer wieder werden in den sozialen Netzwerken Thesen durch angebliche Zeitungsartikel verbreitet. Derzeit kursiert ein Screenshot eines mutmaßlichen Artikels mit dem Titel «Es ist wahrscheinlicher am Impfstoff zu sterben als an Corona». Der Text führt diverse Behauptungen über Covid-19 und die angebliche Gefährlichkeit der Corona-Impfung auf. Zeigt der Screenshot einen Artikel und stimmen die Behauptungen?
Bewertung
Es handelt sich bei dem Text um einen Leserbrief in dem Anzeigenblatt «Neues Gera». Der Leserbrief bezieht sich auf diverse Falschbehauptungen zu Covid-19 und zur Wirksamkeit der Corona-Impfungen.
Fakten
Der Text wurde am 14. Januar 2022 in dem Anzeigenblatt «Neues Gera» veröffentlicht. Es handelt sich dabei nicht um einen Artikel, sondern um einen Kommentar eines Lesers aus Gera. Der Leser bezieht sich auf ein Video, in dem der US-Kardiologe Peter McCullough diverse unbelegte Behauptungen aufstellt. Der Mediziner ist schon häufiger mit Falschaussagen zur Corona-Pandemie aufgefallen.
McCullough behauptet in dem Vortrag, dass das Corona-Virus angeblich nur übertragen werden kann, wenn Symptome vorhanden sind. Das ist falsch, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) bereits in einem früheren Faktencheck festgestellt hat. Unter Berufung auf zwei Studien teilt das Robert Koch-Institut (RKI) dazu mit, dass «sich ein relevanter Anteil von Personen bei infektiösen Personen innerhalb von 1-2 Tagen vor deren Symptombeginn» ansteckt.
Weiter behauptet McCullough, dass eine Corona-Infektion angeblich eine dauerhafte Immunität gegen SARS-Cov-2 bieten würde. Die beim RKI angesiedelte Ständige Impfkommission schreibt in einer Antwort an den wissenschaftlichen Dienst des deutschen Bundestags über «widersprüchliche Ergebnisse». In zwei von vier belastbaren Studien sei der Schutz nach einer überstandenen Infektion besser gewesen, in zwei anderen der nach der Impfung.
In Deutschland verlieren Menschen bereits 90 Tage nach der Infektion ihren Genesenenstatus. Danach müssen sie sich impfen lassen, wenn sie Erleichterungen von den Corona-Regeln behalten wollen. Weiterhin könnte eine zuvor erlangte Immunität durch neue Virusvarianten umgangen werden. Für eine dauerhafte Immunität durch eine Infektion gibt es keine Belege.
Im weiteren Verlauf des Artikels zweifelt McCullough die Wirksamkeit und Sicherheit der Corona-Impfstoffe an, sie seien «weder wirkungsvoll noch sicher». Es gebe zudem angeblich 19 000 Impftote in den USA. Diese Zahlen stammen aus dem Vaccine Adverse Event Reporting System (VAERS) der US-Gesundheitsbehörde CDC. Hier werden unerwünschte medizinische Ereignisse erfasst, die in einem zeitlichen Zusammenhang mit der Covid-Impfung beobachtet wurden.
Dabei handelt es sich jedoch lediglich um Verdachtsmeldungen. Diese sind nicht als Dokumentation von durch Impfungen verursachten Nebenwirkungen zu verstehen, warnen die Betreiber. Bei den Meldungen handle es sich nur um Hinweise, dass ein Ereignis einige Zeit nach der Impfung aufgetreten ist.
(Stand: 25.1.2022)
Links
Artikel im Anzeigenblatt «Neues Gera» (archiviert)
Vortrag von Peter McCullough (archiviert)
dpa-Faktencheck zu Falschbehauptungen von McCollough (14.1.2022)
dpa-Faktencheck zur asymptomatische Übertragung von Covid-19 (16.04.2021)
RKI zu Übertragung durch asymptomatische, präsymptomatische und symptomatische Infizierte (archiviert)
Stiko-Position zu Immunität nach Genesung beim Wissenchaftlichen Dienst des Bundestages (archiviert)
Regelungen zum Genesenenstatus (archiviert)
dpa-Faktencheck zu falsch interpretierten Verdachtsfällen (6.8.2021)
Virologe Drosten zu Corona-Entwicklung (archiviert)
Seite der US-Behörde Center for Disease Control and Prevention (CDC)(archiviert)
Informationen zum Vaccine Adverse Event Reporting System (VAERS)(archiviert)
Anleitung für die Interpretation der VAERS-Daten (archiviert)
Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com