Screenshot irreführend - Geimpfte sind besser vor Omikron-Variante geschützt
14.1.2022, 15:31 (CET)
Die Omikron-Variante des Coronavirus breitet sich in vielen Ländern aus, auch in Deutschland. Nun kursiert der Screenshot eines Artikels mit Daten aus Dänemark und der These: «Angesichts der neuen Variante scheint der Impfstatus damit irrelevant - ebenso das Alter.» (archiviert) Stimmt das?
Bewertung
Auf dem Screenshot fehlt entscheidender Kontext. Die Studie liefert keine Hinweise auf die Relevanz von Alter und Impfstatus bei einer Infektion mit der Omikron-Variante. Aktuelle Studien zeigen, dass eine Auffrischungsimpfung gegenüber Omikron einen hohen Schutz bietet.
Fakten
Der Artikel, dessen Überschrift und Teaser man auf dem Screenshot sieht, wurde am 22. Dezember 2021 auf der Seite der Magazins «The Epoch Times» veröffentlicht. Er bezieht sich auf eine Studie des Statens Serum Institut in Kopenhagen. Forschende des Instituts untersuchten die ersten 785 Menschen, die sich in Dänemark nachweislich mit der Omikron-Variante des Coronavirus infiziert hatten.
Die Ergebnisse der Studie zeigen zwar wie im Artikel angegeben, dass 76 Prozent der Infizierten doppelt geimpft war und 7,1 Prozent bereits eine Auffrischungsimpfung erhalten hatten. Dass der Impfstatus oder das Alter angesichts der Omikron-Variante irrelevant wäre, steht dort jedoch nicht. Dies wird auch im «The Epoch Times»-Artikel (hier archiviert) eingeordnet: «Anhand dieser Daten lässt sich nicht sagen, ob Geimpfte oder Geboosterte anfälliger für Omikron sind oder nicht.»
Eine der Autorinnen der Studie, Laura Espenhain, betont zudem im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass die hohen Werte vor allem durch die insgesamt hohe Impfquote in Dänemark begründet seien. Omikron betraf demnach zum damaligen Zeitpunkt in erster Linie junge Erwachsene, insbesondere ausgelöst durch Weihnachtsveranstaltungen und Konzerte. Bei der Gruppe der Ungeimpften in Dänemark handelt es sich hauptsächlich um Kinder unter 12 Jahren.
Für einen anderen Faktencheck hatte das Robert Koch-Institut (RKI) gegenüber der dpa erläutert, dass aktuelle Studien auf einen nach wie vor vorhandenen, wenn auch verringerten Schutz gegenüber Omikron hindeuten. Gegenüber schweren, vom RKI «hospitalisierungsbedürftigen» genannten Verläufen, ist der Schutz demnach höher als vor milden Infektionen.
Eine Auffrischungsimpfung erhöhe gegenüber beiden Verlaufsformen den Schutz, schreibt das RKI unter Berufung auf von der britischen Gesundheitsschutzbehörde veröffentlichte Daten aus England und eine Studie aus Südafrika. Diese Einschätzung wird auch vom Immunologen Leif Erik Sander von der Berliner Charité geteilt, der entsprechende Forschungsergebnisse zur Ausbildung von Antikörpern gegen Omikron nach einer dritten Impfung veröffentlicht hat.
Aktuelle Zahlen des RKI und der Intensivmediziner-Vereinigung DIVI zeigen, dass in Deutschland fast zwei Drittel der Corona-Patienten auf Intensivstationen ungeimpft sind.
(Stand: 14.1.2022)
Links
Facebook-Post mit Behauptung (archiviert)
Archivierte Fassung des Artikels
Studie des Statens Serum Institut (archiviert)
Zahlen zur Impfquote in Dänemark (archiviert)
dpa-Faktencheck zu Omikron-Zahlen in Deutschland (6.1.2022)
Bericht mit Daten aus England (31.12.2021) (archiviert)
Studie aus Südafrika (29.12.2021) (archiviert)
Tweet des Immunologen Leif Erik Sander (3.1.2022) (archiviert)
Forschungsergebnisse u.a. von Sander (27.12.2021) (archiviert)
Tagesschau-Artikel zum Anteil von Ungeimpften auf Intensivstationen (archiviert)
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