Ungeimpfte sorgen überproportional für hohe Belegung der Intensivstationen

21.12.2021, 15:31 (CET)

Während sich die Lage auf den Intensivstationen zuspitzt, machen Gegner der Corona-Maßnahmen in sozialen Netzwerken weiterhin Stimmung gegen Impfungen. Ein Nutzer auf Facebook (hier archiviert) behauptet, dass Ärzte eines Klinikums in Bad Neustadt angeblich von einer Impfung abrieten, weil die Intensivstationen mit Geimpften belegt seien. Pflegepersonal und Ärzte dürften das jedoch nicht sagen, da sie vermeintlich zur Verschwiegenheit verpflichtet sind. Kann das wirklich stimmen?

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Die Behauptung ist falsch. Das Klinikum macht in einer Stellungnahme deutlich, dass es sich «ganz klar für das Impfen» ausspricht. Krankenhausangestellte unterliegen selbstverständlich der Schweigepflicht. Fest steht aber: Sowohl in Bad Neustadt als auch in Deutschland sorgen Ungeimpfte stark überproportional für die hohe Belegung der Corona-Intensivbetten.

Fakten

Das Klinikum in Bad Neustadt widerspricht der Darstellung, dass Ärzte ihres Krankenhauses dazu rieten, sich nicht impfen zu lassen. In der Stellungnahme hat die Klinikleitung Ende November klargestellt, dass Ärzte und Pflegekräfte sogar aktiv dazu aufrufen, sich impfen zu lassen. «Jede Impfung ist wichtig und leistet einen entscheidenden Beitrag im Kampf gegen die Pandemie», teilt das Krankenhaus mit.

Der überwiegende Teil der (Intensiv-)Patienten in ihrem Krankenhaus sei ungeimpft. Ärzte, Pflegekräfte, Assistenten und Verwaltungspersonal unterliegen «selbstverständlich» einer Schweigepflicht. Darüber hinaus sei ein angeblicher Zusatzbogen zum Arbeitsvertrag mit einer Verschwiegenheitserklärung dem Klinikum nicht bekannt.

Die Aussage zum Anteil der Ungeimpften unter den (Intensiv-)Patienten in Bad Neustadt deckt sich mit den Erkenntnissen aus dem aktuellen RKI-Wochenbericht. Der Bericht zeigt für die Kalenderwochen 44 bis 48 den Anteil der Covid-Patienten im Krankenhaus, die den vollständigen Grundschutz mit der meist nötigen zweiten Impfspritze haben.

Bei der Altergruppe der 12- bis 17-Jährigen beträgt er 12 Prozent. Bei den 18- bis 59-Jährigen sind es mehr als 30 Prozent. Der Anteil wächst bei den über 60-Jährigen auf rund 52 Prozent.

Zum anderen beziffert der RKI-Bericht den Anteil der Covid-Erkrankten mit vollständigem Impf-Grundschutz, die auf der Intensivstation landen.

Bei den 12- bis 17-Jährigen gab es im untersuchten Zeitraum keine derartigen Fälle. Bei den 18- bis 59-Jährigen beträgt der Anteil rund 17 Prozent. Bei den über 60-jährigen sind es rund 41 Prozent.

Deutlich wird hier, dass Personen ohne diesen Impf-Grundschutz (dies entspricht gut 30 Prozent der Gesamtbevölkerung) stark überproportional im Krankenhaus und vor allem auf den Intensivstationen vertreten sind. Eine Corona-Impfung hingegen schützt demnach weiterhin vor einem schweren Krankheitsverlauf.

Die Daten zeigen, dass sich Impfdurchbrüche aktuell häufen, und zwar besonders bei älteren Menschen wie den über 60-Jährigen. Ihre Impfung liegt oft am längsten zurück. Der Schutz kann mit einer Auffrischungsimpfung wieder erneuert werden.

Das RKI stellt auf einer Informationsseite klar: «Wenn der Anteil der Geimpften in der Population steigt, dann steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass unter allen Personen, die sich infizieren bzw. erkranken, mitunter Geimpfte betroffen sein können.» Bei den aktuell hohen Infektionszahlen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, auch als Mensch mit vollständigem Impf-Grundschutz mit dem Virus in Kontakt zu kommen.

Generell gilt demnach: Impfdurchbrüche stellen den Nutzen der Impfung nicht infrage. Sie verdeutlichen vielmehr, wie stark sich das Virus verbreiten kann, wenn der Anteil der Ungeimpften so hoch bleibt.

(Stand: 21.12.2021)

Links

Facebook-Post (archiviert)

Wöchentlicher COVID-19-Lagebericht vom RKI vom 09.12.2021 (archiviert)

Pressemitteilung Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt (archiviert)

Informationsseite des RKI - abgerufen am 21.12. (archiviert)

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