Diese Verflechtungen zwischen Investoren und Pharma sind erfunden

20.12.2021, 11:40 (CET)

In der weltweiten Wirtschaft sind Konzerne und Geldgeber vielfältig miteinander verbunden. Auf Facebook kursierte seit über einem Jahr ein Post, der - leicht verändert - nun wieder auftaucht und diverse Verbindungen zwischen großem Kapital und finsteren Mächten behauptet. Reizwörter und Reiznamen der Verschwörungsszene werden dabei voller Fantasie bunt gemischt. Ironisierend wird dann behauptet, natürlich seien diese Verbindungen «versehentlich» oder «zufällig».

Bewertung

Eine Vielzahl dieser Behauptungen über angebliche Verbindungen zwischen Pharmafirmen, Versicherungskonzernen, Bill Gates, George Soros und der Weltgesundheitsorganisation ist falsch.

Fakten

In einer deutschen Fassung fragt der Facebook-Post verschiedene Medien sowie Politiker wie den neuen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) oder den sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU): «Warum erzählt ihr uns das nicht?» Gemeint ist eine Reihe angeblicher Zusammenhänge von wirtschaftlichen Akteuren in der Coronakrise. «Kann ja kein Geschwurbel von Telegram sein, denn man findet alles im Internet», heißt es weiter. Es folgen Behauptungen, die in anderen Versionen dieses Posts ähnlich verbreitet werden.

So wird beauptet, das «chinesische Labor in Wuhan» - gemeint ist offenkundig der angebliche Ausgangsort der Covid-19-Pandemie - gehöre dem Pharmakonzern Glaxo. Dieser wiederum sei im Besitz des Pharmakonzerns Pfizer. Unstrittig ist jedoch, dass das Wuhan Institute of Virology, das eine Verantwortung für das Entstehen und/oder die Freisetzung des Virus stets bestritten hat, der Chinesischen Akademie der Wissenschaften gehört.

Zudem ist die Herkunft des Virus bislang nicht eindeutig belegt. Der Direktor der US-Geheimdienste hat am 29. Oktober 2021 eine Zusammenfassung der bisherigen Geheimdiensterkenntnisse über die Herkunft des Virus veröffentlicht. In dem Bericht heißt es, es gebe keine Hinweise darauf, dass das Virus als biologische Waffe entwickelt worden sei. Sowohl ein natürliches Ereignis als auch ein Leck im Labor seien «plausible Erklärungen» für das Virus.

Klar falsch ist die Behauptung, der Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) besitze den Impfstoffhersteller Pfizer. GSK ist eine Aktiengesellschaft, die sich laut der New Yorker Technologiebörse Nasdaq zu knapp 12 Prozent im Besitz institutioneller Anleger befindet, also beispielsweise Banken und Fondsgesellschaften. Die große Mehrheit des Aktienbesitzes ist weit gestreut. Pfizer ist nicht im Besitz von Glaxo, sondern gehört zu knapp 70 Prozent großen institutionellen Anlegern.

Es gibt eine Zusammenarbeit der beiden Konkurrenten GSK und Pfizer. Sie hatten am 1. August 2019 die Gründung einer gemeinsamen Firma namens GSK Consumer Healthcare mitgeteilt. Daran ist GSK mit 68 und Pfizer mit 32 Prozent beteiligt. Innerhalb von fünf Jahren soll dieses Joint Venture zu einer eigenen Firma und an der Londoner Börse gehandelt werden. Der Bereich Consumer Healthcare hat nichts mit Impfstoffen und Medikamenten zu tun, sondern umfasst bekannte Alltagsprodukte wie Fenistil, Otriven oder Zovirax (GSK), aber auch Voltaren und die Zahnpastamarke Sensodyne.

Der US-Immunologe Anthony Fauci finanziert nicht die Impfstoffherstellung, hat sich aber als Berater des US-Präsidenten immer wieder für die Impfung gegen das Covid-19-Virus ausgesprochen.

Die US-Fondsgesellschaft BlackRock verwaltet, anders als in dem Posting behauptet, nicht die Finanzen von GSK. Sie gehört lediglich sowohl bei GSK als auch bei Pfizer zur Gruppe der institutionellen Anleger. Bei GSK hält BlackRock einen Anteil von 6,4 Prozent.

Die Open Society Foundations des US-Milliardärs George Soros hat nach eigenen Angaben 15 Milliarden US-Dollar in Projekte zur Förderung der Demokratie investiert. Eine andere Soros-Firma, Soros Fund Management, ist Aktionär der AXA Equitable Holdings Inc., ebenso wie beispielsweise BlackRock oder Vanguard und viele andere Anleger.

Das Versicherungsunternehmen Winterthur ist kein deutsches Unternehmen, sondern - wie der Name vermuten lassen könnte - ein schweizerisches. Winterthur gehört auch nicht Soros, sondern seit 2007 zum AXA-Konzern, weswegen es korrekt AXA Winterthur heißt. Das deutsche Versicherungsunternehmen Allianz hat mit AXA nichts zu tun, die Konzerne sind Konkurrenten. Winterthur hat kein Labor in Wuhan gebaut. Das Labor des Instituts für Virologie in Wuhan 2017 aus einer Zusammenarbeit zwischen der französischen und der chinesischen Regierung entstanden. Frankreich lieferte die Sicherheitstechnik.

Microsoft befindet sich nicht im Besitz von Bill Gates. Größter Aktionär ist die Investmentgesellschaft Vanguard, an zweiter Stelle rangiert BlackRock. Microsoft-Gründer Bill Gates ist nicht der größte Aktionär des Investmentunternehmens BlackRock - vielmehr ist BlackRock ein wichtiger Aktionär von Microsoft.

Bei dem vielfach geteilten Beitrag auf Facebook handelt es sich also um eine Sammlung falscher Behauptungen.

(Stand: 20.12.2021)

Links

Facebook-Post, archiviert
Wuhan Institute of Virology, archiviert
US-Geheimdienste zu Virusherkunft, archiviert
Eigentümer GlaxoSmithKline, archiviert
BlackRock bei GSK, archiviert

Anthony Fauci, archiviert
Open Society Foundation, archiviert
Eigentümer AXA Equitable Holding, archiviert
Eigentümer Pfizer, archiviert
Pfizer zu Consumer Health Care, archiviert
Eigentümer Microsoft, archiviert
Eigentümer BlackRock, archiviert

Konkurrenz Allianz/AXA, archiviert

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com