Intensivpatienten: Anteil der Ungeimpften bezieht sich auf Zeitraum seit Januar 2021

13.12.2021, 12:41 (CET), letztes Update: 13.12.2021, 14:08 (CET)

Ein kleiner Teil der Covid-19-Patienten muss auf der Intensivstation behandelt werden. Die Impfung verringert dieses Risiko. Doch ist es wirklich so, dass 90 Prozent der Menschen auf Intensivstationen ungeimpft sind, wie in einem Facebook-Post vom 9. November 2021 (archiviert) behauptet wird?

Bewertung

Eine Impfung gegen Sars-CoV-2 senkt zwar deutlich das Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken. Aber je mehr Personen geimpft sind, umso mehr Impfdurchbrüche sind zu beobachten. Anfang November betrug der Anteil von ungeimpften Covid-Patienten auf deutschen Intensivstationen rund 74 Prozent. Die im Sharepic verlinkte Auswertung aus Hamburg beinhaltet einen Zeitraum, in dem nur sehr wenige Menschen geimpft waren. Die angegebenen 90 Prozent beziehen sich auf die Monate Januar bis Oktober 2021.

Fakten

Aus dem am 4. November 2021 veröffentlichten Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) geht hervor, dass in den vier Wochen zuvor deutlich weniger als 90 Prozent der Covid-Patienten auf deutschen Intensivstationen ungeimpft waren.

Demnach waren unter den 18- bis 59-Jährigen von 425 Corona-Patienten 53 vollständig geimpft. Damit liegt der Anteil wahrscheinlicher Impfdurchbrüche an Covid-19-Fällen auf Intensivstation in dieser Altersgruppe bei 12,5 Prozent. Bei den Menschen ab 60 Jahren waren es sogar 34,5 Prozent oder 257 von 746 Fällen.

Über alle Altersgruppen ergibt sich ein Anteil Ungeimpfter von rund 74 Prozent. Diese Daten erhebt das RKI jedoch nur bei den Fällen, bei denen aus den übermittelten Angaben hervorgeht, dass die Patienten entweder vollständig geimpft oder ungeimpft waren.

Zum Vergleich gibt das RKI die Zahlen für den Zeitraum von Anfang Februar bis Anfang November an. Hier liegt der Anteil Geimpfter in beiden Altersgruppen deutlich niedriger: 3,5 Prozent bei 18- bis 59-Jährigen und 10,3 Prozent bei den Menschen ab 60 Jahren.

Die Zunahme im Jahresverlauf geht einher mit der Impfquote in der Bevölkerung: Anfang Februar war den Meldedaten zufolge in Deutschland erst rund 1 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen Sars-CoV-2 geimpft, Anfang November waren es mehr als 67 Prozent. Je mehr Personen geimpft sind, umso mehr Impfdurchbrüche sind zu beobachten.

Im Facebook-Sharepic ist als Quelle der Link zu einem Artikel der Deutschen Presse-Agentur vom 6. November 2021 bei «Zeit online» angegeben. Im Text heißt es, dass von Anfang 2021 bis Ende Oktober «nach vorläufigen Angaben 240 Hamburger mit einer Sars-CoV-2-Infektion intensivmedizinisch behandelt» wurden. Davon hätten 85,4 Prozent keine Impfung gehabt.

Da in Deutschland erst Ende Dezember 2020 mit den Erstimpfungen begonnen wurde, gab es Anfang Januar 2021 in Hamburg noch keine vollständig geimpften Personen. Ende März waren es rund 90 000, Ende Oktober mehr als 1 300 000. Die große Mehrheit der in Hamburg intensivmedizinisch behandelten Covid-19-Fälle wurde im ersten Quartal 2021 registriert - also zu einem Zeitpunkt, als noch wenige Menschen vollständig geimpft waren.

(Stand: 13.12.2021)

Links

Facebook-Post (archiviert)

dpa-Artikel in der «Zeit» (6.11.2021) (archiviert)

Divi-Intensivregister Hamburg (archiviert)

RKI-Wochenbericht vom 4.11.2021 (archiviert)

RKI-Situationsbericht vom 5.2.2021 (archiviert)

Schutzimpfungen in Hamburg (archiviert am 9.11.2021)

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com