Impfung ist wirksam - Geimpfte Corona-Tote in Großbritannien kein Beleg für Gegenteil

7.12.2021, 10:52 (CET)

Je mehr Menschen gegen Corona geimpft sind, desto mehr Geimpfte sind unter denen, die sich mit der Krankheit infizieren - obwohl sie besser vor schweren Verläufen und Krankenhausaufenthalten geschützt sind als Menschen ohne Impfung. Neue Zahlen aus England sollen nun zeigen, dass sogar 80 Prozent der an Corona Gestorbenen geimpft waren - zumindest wird das in sozialen Medien so verbreitet (archiviert). Was ist dran an dieser Behauptung?

Bewertung

Der Behauptung fehlt Kontext. Zwar waren tatsächlich rund 80 Prozent der in Großbritannien gestorbenen Corona-Patienten zweifach geimpft, allerdings waren auch rund 75 Prozent 70 Jahre und älter. Die Zahlen sind kein Beleg dafür, dass die Impfung nicht wirksam ist.

Fakten

Der offizielle Vaccine Surveillance Report (Impfstoff-Überwachungsbericht) aus Großbritannien listet die Corona-Todesfälle auf und gibt auch den Impfstatus der Gestorbenen an.

Tatsächlich starben demnach im Jahr 2021 zwischen den Kalenderwochen 42 und 45 (18. Oktober bis 14. November) 3676 Menschen innerhalb von vier Wochen nach einem positiven Corona-Befund. Davon waren 2875 zweifach geimpft (78 Prozent), 675 hatten keinen Impfschutz. Es stimmt also, das rund 80 Prozent der in dem Zeitraum in Großbritannien gestorbenen Corona-Patienten doppelt geimpft waren.

Schaut man die Daten genauer an, wird aber klar, dass drei Viertel der Todesfälle in der Gruppe der Menschen ab 70 Jahren auftraten: Insgesamt starben hier 2742 Menschen, 2334 davon zweifach geimpft - 85 Prozent. Bei den Menschen zwischen 60 und 69 waren 68 Prozent der Gestorbenen zweifach geimpft, bei der Gruppe zwischen 50 und 59 Jahren 50 Prozent, bei der Gruppe unter 50 nur noch 34 Prozent.

Also starben vor allem ältere Menschen, die aufgrund ihres Alters zur Corona-Risikogruppe gehören, trotz doppelter Corona-Impfung kurz nach einer Infektion. In dem Report selbst heißt es dazu: «Bei einer sehr hohen Durchimpfungsrate in der Bevölkerung ist selbst bei einem hochwirksamen Impfstoff damit zu rechnen, dass ein großer Teil der Fälle, Krankenhausaufenthalte und Todesfälle bei geimpften Personen auftritt.» Kein Impfstoff sei zu 100 Prozent wirksam. Insbesondere Risikopatienten, die zu Beginn der Impfkampagne geimpft wurden, könnten häufiger mit als tatsächlich an Covid-19 sterben.

Der Impfschutz nimmt nach einer gewissen Zeit ab, vor allem bei älteren Menschen. Deshalb empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland insbesondere Menschen ab 70 Jahren eine Auffrischimpfung. Das ist allerdings kein Beleg dafür, dass die Impfung nicht wirksam ist, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) bereits in einem Faktencheck dargelegt hat.

(Stand: 6.12.2021)

Links

Facebook-Post (archiviert)

Vaccine Surveillance Report aus Großbritannien (archiviert)

Stiko zur Auffrischimpfung (archiviert)

dpa-Faktencheck zur Wirksamkeit der Impfstoffe

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com