Beiträge behandeln die gleichen Corona-Zahlen in leicht unterschiedlichen Kontexten

18.11.2021, 15:18 (CET)

Hat die «Süddeutsche Zeitung» («SZ») innerhalb von wenigen Stunden widersprüchliche Berichte über Geimpfte und Ungeimpfte unter den Corona-Toten in Bayern veröffentlicht - oder sogar eine Überschrift so korrigiert, dass sie das Gegenteil aussagt? Das legen Beiträge (archiviert) nahe, die zwei Überschriften von der Webseite der «SZ» gegenüberstellen. Was ist der Hintergrund?

Bewertung

Es handelt sich nicht um eine geänderte Überschrift, sondern um die Titel von zwei verschiedenen Beiträge auf der Seite der «Süddeutschen» - ein Video und einen Newsticker-Eintrag. Diese haben unterschiedliche Schwerpunkte, beruhen aber auf denselben Zahlen einer bayerischen Behörde: Demnach ist unter der Zahl der Corona-Toten in Bayern mit knapp 30 Prozent ein vergleichsweise hoher Anteil vollständig Geimpfter. Die Mehrheit der Verstorbenen ist jedoch nicht geimpft gewesen. Beide Überschriften treffen somit inhaltlich zu, wirken aber ohne den Kontext der Beiträge in der Gegenüberstellung widersprüchlich.

Fakten

Die Text-Schnipsel stammen aus einer Vorschau der Suchmaschine Google. Die Überschrift «Viele Corona-Tote in Bayern waren vollständig geimpft» führt zu einem Video auf der «SZ»-Webseite, das die Nachrichtenagentur dpa produziert hat und das auf einer gleichlautenden dpa-Meldung vom 14. November basiert, die auch von anderen Medien veröffentlicht wurde. Darin heißt es: «Unter der rasch steigenden Zahl von Corona-Toten in Bayern ist ein vergleichsweise hoher Anteil vollständig Geimpfter. Nach Daten des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittel (LGL) lag die Quote in den vier Wochen vom 4. bis 31. Oktober bei knapp 30 Prozent.»

Die Überschrift «Viele Corona-Tote nicht geimpft» wiederum führt von Google auf einen Newsticker-Eintrag der «SZ» vom 14. November, der dieselbe dpa-Meldung aufgreift, diese aber unter der Überschrift «Mehrheit der Corona-Toten in Bayern war nicht geimpft» mit einem anderen Beginn versieht: «Rund zwei Drittel der aktuellen Corona-Toten in Bayern sind nicht gegen das Virus geimpft gewesen.»

Beide SZ-Beiträge schließen sich nicht aus, zumal sie auf exakt dieselben Zahlen des Landesamts zurückgehen. Im Video wird jedoch der Schwerpunkt darauf gelegt, dass der Anteil von 30 Prozent Geimpften vergleichsweise hoch ist. Als einen möglichen Grund nennt das Landesamt, dass bei vielen älteren Menschen die Impfung schon Anfang das Jahres vorgenommen wurde und die Immunität abgenommen habe.

Einen ähnlichen Eindruck bieten auch Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI), das in seinen Wochenberichten unter anderem den Anteil wahrscheinlicher Impfdurchbrüche an den Corona-Todesfällen angibt, für die Angaben zum Impfstatus vorlagen. Den RKI-Zahlen für die Kalenderwochen 41 bis 44 zufolge beträgt der Anteil der wahrscheinlichen Impfdurchbrüche an den Corona-Toten in der Altersgruppe der über 60-Jährigen 41,7 Prozent, bei der Altersgruppe von 18 bis 59 hingegen nur 18,5 Prozent. Auch deshalb raten Experten insbesondere älteren Menschen zu einer Auffrischungsimpfung.

(Stand: 18.11.2021)

Links

Archivierte Übersicht mit beiden Überschriften bei Google News

dpa-Video «Viele Corona-Tote in Bayern waren vollständig geimpft» auf «SZ.de» (14.11.2021) (archiviert, archiviertes Video)

dpa-Meldung «Viele Corona-Tote in Bayern waren vollständig geimpft» bei der «Stuttgarter Zeitung» (14.11.2021) (archiviert)

Newsticker-Eintrag «Mehrheit der Corona-Toten in Bayern war nicht geimpft» auf «SZ.de» (14.11.2021) (archiviert)

RKI-Wochenbericht vom 11.11.2021 (archiviert)

«Redaktionsnetzwerk Deutschland» über Booster-Impfungen (27.10.2021) (archiviert)

Beitrag auf Facebook (archiviert)

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com