Tod von Chemnitzer Klinikchef für Hetze gegen Corona-Impfungen missbraucht

10.11.2021, 14:11 (CET)

Der Tod des Chemnitzer Klinikum-Geschäftsführers wird von Impfgegnern für pietätlose Unterstellungen und Spekulationen missbraucht. Unter anderem wird behauptet (archiviert), sein Suizid stehe angeblich im Zusammenhang mit Corona-Impfungen, die er vermeintlich hätte gegen seinen eigenen Willen absegnen sollen. Er habe angeblich einen Abschiedsbrief an seinen Arbeitgeber hinterlassen, in dem er genau dazu Stellung nehme.

Bewertung

Falsch. Polizei und Stadt Chemnitz ist kein Abschiedsbrief bekannt.

Fakten

Die Polizei ist bei Suiziden immer bei der Aufklärung zum Todesfall involviert. Im Fall der Ermittlungen in Chemnitz ist der Polizeidirektion kein Abschiedsbrief bekannt. Das teilte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am 9. November 2021 mit.

Ein Sprecher des Chemnitzer Oberbürgermeisters Sven Schulze (SPD) sagte der dpa am 10. November: «Nein, uns ist kein Abschiedsbrief bekannt.» Schulze ist zugleich Vorsitzender des Aufsichtsrats des Klinikums Chemnitz.

Am 2. November hatte Schulze zum Tod des Geschäftsführers mitgeteilt: «Ich bin tief betroffen und meine Gedanken und mein tiefstes Mitgefühl sind in diesen Minuten bei seiner Familie und seinen Freunden.»

Im Netz wurde die nicht belegte Behauptung verbreitet, dass der Betroffene in einem angeblichen Abschiedsbrief an seinen Arbeitgeber die Gründe seiner Tat hinterlassen habe. Darin habe er die Corona-Impfungen verurteilt und vermeintlich als Völkermord und Verbrechen an der Menschlichkeit bezeichnet. Es gibt aber keinen Abschiedsbrief an den Arbeitgeber.

Der Klinikchef hatte sich vor seinem Tod öffentlich sogar für Corona-Impfungen ausgesprochen. Anlässlich der geplanten Eröffnung einer zentralen Impfstelle am Klinikum hatte er etwa Ende August gesagt: «Impfen reduziert die Gefahr einer Infektion und einer schweren Erkrankung an Sars-CoV-2 ganz erheblich. Deshalb bieten wir diese niedrigschwellige Möglichkeit zur Impfung gern an.»

Hinweis

Haben Sie suizidale Gedanken oder haben Sie diese bei Angehörigen oder Bekannten festgestellt? Hilfe bietet die Telefonseelsorge: Anonyme Beratung erhält man rund um die Uhr unter den kostenlosen Nummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222. Auch eine Beratung über das Internet ist möglich unter http://www.telefonseelsorge.de.

(Stand: 10.11.2021)

Links

Klinik-Aufsichtsratschef und Chemnitzer Oberbürgermeister über Tod des Klinikchefs (archiviert)

Pressemitteilung zur geplanten Eröffnung einer zentralen Impfstelle (archiviert)

Falschbehauptungen über Klinikchef (archiviert)

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com