Affenbrotbaum ist beeindruckend - aber nicht 6000 Jahre alt
22.10.2021, 13:23 (CEST)
Staunen im Netz: In den sozialen Medien geht das Bild eines gewaltigen Baobabs, auch als «Affenbrotbaum» bekannt, herum. Zwergengleich erscheinen die Menschen, die sich vor seinem Stamm aufgereiht haben. «Das Alter dieses Baobab im Senegel wurde wissenschaftlich auf 6000 Jahre geschätzt», heißt es dazu in einem flankierenden Posting (archiviert).
Bewertung
Der Baum ist beeindruckend - allerdings nicht 6000 Jahre alt. Die ältesten untersuchten Baobabs haben ein Alter von rund 2000 Jahren. Das Bild wurde von einem US-Fotografen in Namibia, nicht im Senegal, aufgenommen und bereits 2003 im Netz veröffentlicht. Dort führt es nun eine Art «Eigenleben».
Fakten
Die Bilderrückwärtssuche offenbart: Das Bild des imposanten Baumes ist nicht aktuell. Der US-Fotograf Michael Fairchild hat es bereits am 30. August 2003 auf der Fotoplattform Flickr hochgeladen. Es ist die älteste auffindbare Version; vieles spricht dafür, dass Fairchild der Urheber ist. Ihm zufolge hat er den mächtigen Baum in einem kleinen, namibischen Dorf aufgenommen - und nicht, wie aktuell behauptet, im Senegal. Fairchild schreibt außerdem, der Baobab sei «rund 2000 Jahre» alt - nicht 6000 Jahre.
Frank Riedel, Paläobiologe an der Freien Universität Berlin, hält diese Angabe für unhaltbar. Er erforscht Baobabs seit Jahren. Der Deutschen Presse-Agentur (dpa) sagte der Wissenschaftler: «6000 Jahre sind wissenschaftlich nicht belegt und kommen eher aus der kreationistischen Ecke, nach der die Erde erst gut 6000 Jahre alt ist und der Baobab als Baum des Lebens von Anbeginn da war». Kreationisten glauben nicht an die Evolution, sondern gehen davon aus, dass die Welt von einer höheren Macht erschaffen wurde.
Auch der Afrikaforscher David Livingstone habe für Baobabs ein so hohes Alter erwähnt, so Riedel. Er habe jedoch deren Baumdicke und -ringe falsch gedeutet. Denn die Stammdicke des Baobab ist - anders als bei hiesigen Bäumen - kein besonders verlässlicher Altersindikator. Auffallend mächtige Affenbrotbäume entstehen nämlich oft durch das Zusammenwachsen mehrerer Individuen, wie sein rumänischer Kollege Adrian Patrut herausgefunden hat. Darum, so Riedel, sei auch das Alter des im Posting gezeigten Baumes schwer per Ferndiagnose abzuschätzen.
Die ältesten Exemplare, deren Alter Adrian Patrut mithilfe chemischer Methoden bestimmte, waren etwa 2000 Jahre alt. «Dieses Alter ist allerdings sehr selten», sagt Forscher Riedel. 1000-Jährige hingegen gäbe es häufiger - noch.
Seit Kurzem sind die imposanten Baobabs nämlich von einem rätselhaften Baumsterben betroffen. Wie im Fachmagazin «Nature Plants» zu lesen, ist in den vergangenen zwölf Jahren ein beträchtlicher Prozentsatz der größten und ältesten Baobabs in Afrika abgestorben. Grund dafür könnte der Klimawandel sein.
(Stand: 22.10.2021)
Links
Posting bei Facebook (archiviert)
Vita Frank Riedel (archiviert)
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