CDC hat Sars-CoV-2-Stämme isoliert und stellt sie der Forschung zur Verfügung

18.10.2021, 15:53 (CEST)

Die nationale Gesundheitsbehörde der USA CDC («Centers for Disease Control») spielt bei der Pandemiebekämpfung in den Vereinigten Staaten eine ähnliche Rolle wie hierzulande das Robert-Koch-Institut (RKI). Ein Facebook-Post wiederholt nun die schon länger kursierende Behauptung, die CDC habe eingeräumt, die Existenz des Corona-Virus sei «wissenschaftlich nicht bewiesen» (archiviert).  

Bewertung

Falsch. Sars-CoV-2 ist wissenschaftlich belegt. Das CDC-Papier wird irreführend interpretiert. 

Fakten

Die US-Behörde CDC berichtet auf ihrer Internetseite, dass sie das Virus bereits Anfang 2020 isolieren und für weitere Forschungszwecke kultivieren konnte. Das Isolieren ist grundsätzlich ein wichtiger Arbeitsschritt, um ein Virus genau analysieren und beschreiben zu können. Die so erzeugten Virus-Stämme würden zu Forschungszwecken der Behörde zufolge «kostenlos zur Verfügung gestellt».

Auch Wissenschaftler in diversen Laboren weltweit haben Erbgut von Sars-CoV-2 isoliert und analysiert. Nachzulesen ist das etwa hier beim Universitätsklinikum Düsseldorf, hier in einer Studie der Universität von Florida oder hier in einer Studie des koreanischen «Center for Disease Control and Prevention». Hier beschrieb eine kanadische Wissenschaftlerin im März 2020 im Detail, wie sie mit ihrem Team das Virus isoliert hat.

Die Behauptung beruht vermutlich auf der Fehlinterpretation eines Abschnitts in einem CDC-Papier über die Wirksamkeit von PCR-Tests. Darin steht, dass der Behörde «zum Testzeitpunkt kein quantifiziertes Virus-Isolat zur Verfügung stand».

Das heißt, dass zu dem Zeitpunkt keine Virusbestände vorhanden waren, bei denen die genaue Virusmenge erfasst war. Um die Genauigkeit von PCR-Tests zu ermitteln, wird aber so ein quantifiziertes Isolat benötigt. Daher wurde hierfür dann laut CDC Genmaterial verwendet, das künstlich hergestellt worden war - und nicht aus isolierten Viren gewonnen. Das sei ein gängiger Prozess, erläutert der Mediziner Thushan de Silva von der Universität Sheffield in einem Artikel der Nachrichtenagentur Reuters.

Außerdem wird in dem Post behauptet, die Weltgesundheitsorganisation WHO würde «doppelt Geimpfte» als «IMMUNGESCHWÄCHTE» bezeichnen. Möglicherweise ist das zurückzuführen auf die Empfehlung der WHO vom 11. Oktober 2021, in der zu einer sogenannten Booster-Impfdosis für Menschen mit geschwächtem Immunsystem geraten wird. Darauf deuten Tweets hin, die diese Behauptung ebenfalls aufstellen. Belege dafür, dass die WHO vollständig geimpfte Menschen als immungeschwächt betrachtet, lassen sich aber weder in der Empfehlung noch anderswo finden.

(Stand: 15.10.2021)

Links

Facebook-Post (archiviert)

CDC-Informationen zu verfügbaren SARS-CoV-2-Virenstämmen (archiviert)

Mitteilung der Universität Düsseldorf über Analyse des SARS-CoV-2-Genoms (archiviert)

Studie der Universität Florida zur Analyse des SARS-CoV-2-Genoms (archiviert)

Studie des koreanischen «Center for disease Control and Prevention» zum Nachweis des SARS-CoV-2-Virus (archiviert)

Artikel auf «The Conversation» darüber, wie der Nachweis des Virus gelang (archiviert)

CDC-Papier zur Wirksmakeit von PCR-Tests (archiviert)

Reuters-Artikel zu Fehlinterpretation des CDC-Papiers (archiviert)

WHO-Empfehlung zur «Booster»-Impfung von immungeschwächten Personen (archiviert)

Tweet mit Behauptung zu immungeschwächten Personen (archiviert)

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