Einzelne Vulkane stoßen weniger CO2 aus als der Straßenverkehr in Deutschland

8.10.2021, 11:28 (CEST)

Auf der spanischen Insel La Palma stößt ein Vulkan seit einigen Wochen Lava und Rauch aus. Ein Problem auch für das Klima auf der Erde? In einem Facebook-Beitrag (hier archiviert) heißt es, der Vulkan habe bereits mehr CO2 ausgestoßen als alle Fahrzeuge in Deutschland in 100 Jahren.

Bewertung

Für diese Behauptung gibt es keine wissenschaftliche Zahlengrundlage. Andere aktive Vulkane, für die Zahlen vorliegen, stoßen pro Jahr deutlich weniger CO2 aus als der Verkehrssektor in Deutschland im selben Zeitraum.

Fakten

Auf der Kanareninsel La Palma ist am 19. September ein Vulkan ausgebrochen. Seitdem stößt er neben Lava auch Rauch und Gase aus, darunter das Gas Kohlendioxid (CO2), einer der Haupttreiber der Erderwärmung. Der Ausbruch regt nun Facebook-Nutzer zu Vergleichen mit dem von Menschen verursachten Ausstoß von Treibhausgasen an. These: Der Vulkanausbruch sei für die Klimaveränderungen viel stärker ursächlich als das Verbrennen fossiler Treibstoffe wie Kohle, Öl oder Gas durch den Menschen.

Das ist jedoch falsch, wie einfache Zahlenvergleiche zeigen. Zwar gibt es noch keine konkreten Angaben oder Schätzungen über den CO2-Ausstoß durch den Vulkan auf La Palma in den vergangenen Wochen. Für andere aktive Vulkane liegen solche Zahlen aber vor - etwa für den Ätna auf der italienischen Insel Sizilien, der als aktivster Vulkan Europas gilt. Verschiedene Studien kommen für den Ätna auf Werte von bis zu 25 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr.

Der Verkehrssektor in Deutschland verursachte nach Angaben des Umweltbundesamts im Jahr 2020 rund 146 Millionen Tonnen CO2. Der Großteil davon, nämlich rund 142 Millionen Tonnen, entfiel auf den Straßenverkehr.

Es ist also das Gegenteil der Behauptung auf Facebook richtig: Der Straßenverkehr in Deutschland ist für einen deutlich größeren CO2-Ausstoß verantwortlich als ein Vulkan wie der Ätna oder jener auf La Palma. Dabei ist es auch unerheblich, welche Vergleichszeiträume man wählt - ob also wenige Wochen oder ein ganzes Jahr vulkanischer Aktivität oder den CO2-Ausstoß durch Fahrzeuge binnen eines Jahres oder über Jahrzehnte hinweg.

Vulkane sorgen auch weltweit betrachtet nur für einen Bruchteil der CO2-Emissionen. Die US-Erdbebenwarte USGS nennt einen geschätzten Jahreswert von 260 Millionen Tonnen CO2 für die Vulkane der Erde. Andere Studien kommen auf einen Wert von 360 Millionen Tonnen. Durch Verbrennung von Kohle, Öl und Gas durch den Menschen sind nach Angaben des «Global Carbon Project» im Jahr 2020 hingegen 34 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen worden.

(Stand: 7.10.2021)

Links

dpa-Bericht über Vulkanausbruch auf La Palma (19.9.2021) (archiviert)

Informationen zu Kohlendioxid (archiviert)

dpa-Faktencheck über CO2-Ausstoß des Ätna (12.7.2019) (archiviert)

Umweltbundesamt über deutsche Klimabilanz 2020 (archiviert)

Umweltbundesamt-Tabelle über einzelne Sektoren (Excel-Download) (archiviert)

US-Erdbebenwarte über jährlichen CO2-Ausstoß durch Vulkane (archiviert)

Faktencheck der «Helmholtz Klima Initiative» (archiviert)

«Global Carbon Project» über CO2-Ausstoß 2020 (archiviert)

Beitrag auf Facebook (archiviert)

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com