Angeblicher Auszug aus dem Gründungsvertrag der AfD stammt von Satire-Seite

14.09.2021, 10:45 (CEST)

Die AfD als Marionette der CDU und CSU, um Wähler am rechten Rand abzugreifen, mit Angela Merkel als heimlicher Strippenzieherin dahinter - kann das stimmen? Ein angeblicher Auszug aus dem Gründungsvertrag der AfD verunsichert derzeit Wähler im Internet (archiviert).

Bewertung

Der Screenshot stammt von der Satire-Seite «Der Postillon».

Fakten

Der Screenshot stammt von einem Artikel der Satire-Seite «Der Postillon» aus dem Jahr 2016. Die Informationen darauf sind nicht echt. Im FAQ der Seite heißt es: «Alles, was im Postillon steht, ist Satire und somit dreist zusammengelogen.»

Auf der Facebook-Seite der damaligen AfD-Politikerin Frauke Petry fragten Nutzer laut Medienberichten damals, ob die Anschuldigungen stimmen. Das Social-Media-Team wies darauf hin, dass es sich bei dem Beitrag um einen Satire-Artikel handle.

In der Satzung der Alternative für Deutschland finden sich die Passagen, die in dem Screenshot abgebildet sind, nicht. Auch die erste Bundessatzung aus dem April 2013 enthält keine entsprechenden Passagen.

In dem Postillon-Artikel findet sich noch ein weiterer Hinweis, der zeigt, dass es sich nicht um einen ernst gemeinten Beitrag handelt. Es heißt, das Gründungstreffen habe in einer Berliner Bar im Jahre 2013 stattgefunden. «Augenzeugen zufolge soll es dabei sehr lustig zugegangen sein.» Tatsächlich wurde die Partei im Februar 2013 in Oberursel gegründet.

Die CDU hat sich in der Vergangenheit mehrfach von der AfD abgegrenzt. So wurde auf dem CDU-Parteitag im Dezember 2018 eine Koalition oder ähnliche Zusammenarbeit mit der AfD ausgeschlossen. Im Februar 2020 wurde ein Präsidiumsbeschluss mit folgendem Inhalt einstimmig angenommen: «Für die CDU Deutschlands gilt: Es gibt keine Zusammenarbeit mit der AfD - weder in direkter noch in indirekter Form.» Auch Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet forderte 2021 eine klare Abgrenzung von der AfD.

Postillon-Artikel sorgen immer wieder für Verwirrung im Internet. Im Herbst 2020 machte der Beitrag «Erstes Baby mit Maske geboren» die Runde, woraufhin die Deutsche Presse-Agentur einen Faktencheck schrieb. Auch die AfD-Politikerin Beatrix von Storch soll bereits einer Postillon-Satire aufgesessen sein. Ebenfalls kursierte eine Meldung der Satire-Seite bereits in Russland - weil der russische TV-Sender Rossija 24 den Satire-Text für bare Münze genommen hatte.

(Stand: 13.9.2021)

Links

Facebook-Post (archiviert)

Postillon-Artikel (archiviert)

Postillon-FAQ (archiviert)

HAZ zum Postillon-Artikel (archiviert)

Der Standard zum Postillon-Artikel (archiviert)

Aktuelle AfD-Satzung (archiviert)

AfD-Satzung aus dem Jahr 2013 (archiviert)

AfD-Gründung (archiviert)

Beschluss des CDU-Parteitags 2018 (archiviert)

SZ zum CDU-Präsidumsbeschluss 2020 (archiviert)

FAZ zur Abgrenzung Laschets (archiviert)

dpa-Faktencheck zu Postillon-Artikel

Spiegel zu Beatrix von Storch (archiviert)

Meedia über Postillon-Satire in Russland (archiviert)

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